Zu wenig Gastgeber für Berliner Taizé-Treffen

Noch immer auf Herbergssuche

Zwei Wochen vor ihrem 34. Europäischen Jugendtreffen in Berlin schlägt die ökumenische Gemeinschaft von Taizé Alarm: Für rund 9.000 Teilnehmer sucht sie noch immer private Übernachtungsmöglichkeiten. Einen Notfallplan gibt es aber auch.

 (DR)

"Wege des Vertrauens" sind mitunter steinig. In Berlin erfährt Frere Georg aus dem französischen Taize gerade, wie schwer es sein kann, das Motto des 34. Europäischen Jugendtreffens seiner ökumenischen Brüdergemeinschaft mit Leben zu erfüllen.



Wie Maria und Josef in der Bibel hat der 32-Jährige seine liebe Not mit der Quartiersuche. Bis Weihnachten wollen er und seine Mitstreiter noch das Vertrauen von mehreren tausend Berlinern und Brandenburgern gewinnen, unbekannten Gästen um den Jahreswechsel einen Platz für Schlafsack und Isomatte anzubieten.



Obwohl die Suche nach privaten Übernachtungsmöglichkeiten schleppender verläuft als bei früheren Taizé-Europatreffen, bleibt der gebürtige Westfale aber optimistisch. "Bis zu 500 Plätze werden täglich gemeldet, wir können es schaffen", verbreitet er Zuversicht. Insgesamt werden vom 28. Dezember bis 1. Januar über 20.000 Jugendliche von außerhalb erwartet, dazu tausende Teilnehmer aus der Region.



Notunterkünfte eingeplant

Als "stille Reserve" hat Frere Georg Notunterkünfte in Gemeindehäusern und Schulen eingeplant. Dass sie möglichst wenig erforderlich sind, dafür wirbt berlinweit eine Plakatkampagne. Motto: "2 Quadratmeter im Warmen für einen jungen Gast". Wichtiger als Komfort sei ein herzlicher Empfang, versucht Frere Georg Vorbehalte auszuräumen. In 200 Kirchengemeinden der Region stieß er damit schon auf offene Ohren. "Aber auch Gastgeber, die sonst wenig mit Kirche zu tun haben, sind willkommen", betont Frere Georg. Und er hofft auf die Anziehungskraft des Namens " Taizé".



Berlin erwarten fünf Tage mit den Gebeten und Gesängen, die den burgundischen Ort seit Jahrzehnten zum Anziehungspunkt für Jugendliche aus aller Welt machen, mit Begegnungen in Kirchengemeinden und den Messehallen. "Thementreffen" in der ganzen Stadt gehören ebenfalls zum Programm, unter anderem mit Rabbinerin Gesa Ederberg im Jüdischen Museum und Vertretern des Islam in Berlins bekanntester Moschee am Columbiadamm. Im Bundestag wollen Spitzenpolitiker wie Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Wolfgang Thierse (SPD) mit Teilnehmern des Europatreffens über eine gerechtere Welt diskutieren.



Gebetstreffen im Mittelpunkt

"Auf dem Weg zu einer neuen Solidarität" will auch der Leiter der Taizé-Gemeinschaft, Frere Alois, ermutigen. Unter diesem Titel mahnt er in seinem neuen Jahresbrief zum Teilen. "Das ist ein dringendes Anliegen, das die Glaubenden verschiedener Religion vereinen kann, und auch die Glaubenden mit den Nichtglaubenden", betont der Nachfolger von Taizé-Gründer Roger Schutz in seinem programmatischen Schreiben. Mit einer großen Sammelaktion von Medikamenten und medizinischen Geräten für Nordkorea will die Gemeinschaft beim Europatreffen Solidarität auch praktisch unter Beweis stellen.



Im Zentrum des öffentlichen Interesses werden aber wieder die großen Gebetstreffen in vielen Sprachen stehen, zu denen die Teilnehmer in vier Messehallen zusammenkommen. Dazu werden 60 der rund 100 Brüder von Taizé erwartet. Frere Alois wird jeden Abend eine große Meditation zum Thema des Tages halten. In Taizé wird schon an den Dekorationen für die eher sterilen Messehallen gearbeitet. "Wir wollen sie mit Chor und Orchester zu einer großen Kathedrale machen", verspricht Frere Georg.