Mutgeschichten im Advent 4

Vom großen Mut: sonst gäbe es keine Hoffnung

"Wie gut, dass es Menschen wie Ronnys Vater gab. Sonst gäbe es ja gar keine Hoffnung". Wie kein anderer, hat mich dieser kleine Satz gelehrt, wie Mutgeschichten wirken.

 (DR)

Gesagt hat diesen Satz mein Sohn. 12 Jahre war er damals alt. Von der Gracht drei Meter weiter wehten die Kühle des Wassers und lärmende Fröhlichkeit von Tretboot fahrenden Jugendlichen heran.

Die Nachmittagssonne schien, wir saßen in einem Straßencafé am Rande in Amsterdam und ließen den Besuch im Anne Frank Museum nachwirken. Mein Sohn war dabei vor allem mit den Helfern beschäftigt, die das Versteck der Familie Frank überhaupt erst ermöglichten hatten.

"Die Helfer waren wie Ronnys Vater" sagte mein Sohn und erzählte von dem Buch, das er auf die Reise nach Amsterdam mitgenommen hatte. "Geheimversteck Hotel Atlantik" hieß es und handelte von Ronny und seinem Vater, der zusammen mit zwei deutschen Offizieren, Juden vor den Nazis versteckte.

Besonders wichtig war für meinen Sohn: im Mittelteil des Buches gab es einen Bildteil, auf dem Ronny und sein Vater leibhaftig anschauen  waren. "Es gab also doch Menschen, die sich Hitler widersetzt haben, die mehr Mut als Angst hatten."

Der Mut des Vaters lässt Ronny, den Sohn, selber mutig werden: "Ronny war so stolz auf seinen Vater. Er wollte auch helfen und hat sich um einen untergetauchten Jungen gekümmert. Das war so gefährlich - aber er hat es gemacht. Ich hatte richtig eine Gänsehaut beim Lesen."

Und ich hatte eine Gänsehaut, während ich meinem Sohn dabei zuhörte, wie eine wahre, kleine Geschichte von großem Mut, ihn trotz all der Gräuel die Menschen, Menschen antun können, weiter an das Gute im Menschen glauben ließ.

 "Ich bin so froh, dass es Menschen wie Ronnys Vater und die Helfer von Anne Frank gab. Stell Dir vor, niemand hätte das gemacht, alle hätten nur Angst gehabt und mitgemacht."

"Ich bin so froh darüber. Sonst gäbe es ja gar keine Hoffnung."

Diese Hoffnung, von einem 12jährigen in einem der  finstersten Verbrechen gegen die Menschheit entdeckt,  reiche ich Ihnen nur zu gerne weiter: Es gibt sie, die Menschen, die mehr Mut als Angst haben.

Hoffnung für uns alle am vierten Advent.