und abends aufs Garagendach

Und wenn wir in den Garten reisen? Teil II

Mein Blick schweift in der Abendsonne weit über die Gärten der Siedlung. Ich sitze auf dem Garagendach und denke über den Sommerurlaub nach.

Das Dachzimmer (privat)

Nur ein kleines Coronawunder könnte unseren Urlaub auf der kleinen irischen Insel noch retten.

“Home, sweet home. Isn’t for you?”, also so was wie: Ihr kommt nach Hause, nicht wahr, sagte Mike, der Sohn des Schäfers, als er uns im letzten Jahr die letzten Meter zu just dieser Insel ruderte.

Und ja, so ist es: wenn wir auf die Insel kommen, ist das nach all den Jahren wie nach Hause kommen.

Ein Zuhause auf Zeit mit ungeheuer vielen, ungeheuer intensiven Erlebnissen. Wind, Wasser und Weite. Strandfeuer und Sternenhimmel, Morgenröte und spektakuläre Vollmonde.

Sicher gibt es viele Gründe, warum wir uns auf der Insel so tief erholen und uns als Familie so verbunden fühlen. Z.B. schauen wir, weil wir keine Medien haben, stundenlang Schafen, Seehunden oder Strandläufern zu. Und mit jeder Stunde dieses „Sheep TVs“, wie wir das nennen, entspannen sich unsere überreizten Gehirne mehr.

Ein anderer Grund ist: während wir das Jahr über die meiste Zeit im Haus sind, sind wir hier die meiste Zeit draußen. Ob nun aber der Wind weht, die Sonne brennt oder der Regen in den Nacken tropft, alles geht hier direkt auf die Haut.

Während ich in unserem Garten sitze, verfolge ich die Idee weiter, zu der ich an dieser Stelle eine Fortsetzung versprochen habe: Was wäre eigentlich, wenn wir nicht von Corona gezwungenermaßen einfach nur zu Hause zu bleiben und dabei die Insel schmerzlich vermissen?

Was ist, wenn wir stattdessen die Koffer packen, einmal ums Karre gehen und in den eigenen Garten verreisen?  

Verrückt? Vielleicht. Ich denke die Idee trotzdem weiter. Was bräuchte es, damit die Reise in den Garten eine echte Reise wird? Auf Meer und Möwengeschrei müssen wir, so oder so, verzichten.

Aber vielleicht geht es gar nicht um die irische See und irische Schafe. Vielleicht geht es darum, Dinge zu finden, die auch im Garten am Niederrhein auf und unter die Haut gehen.

Auf der Insel gehe ich jeden Abend zur Inselspitze. Sitze auf „meinem“ Inselstein und bade in der Weite. Nun, wir haben einen Garten, keinen Park.

Aber vom Garagendach aus kann ich weit schauen. Wenn ich will, jeden Abend neu.