Oder: das Baumzimmer

Und wenn wir in den Garten reisen? Teil I

Meterhoch erstrecken sich die Äste der Tanne über mir. Oben funkelt Sonne durch den Tannenschatten. Ich sitze im Baumzimmer.

Das Baumzimmer (privat)

 „Unter der Tanne ist so viel Platz. Eigentlich könnte man darunter sitzen“, sinniert die Große, als wir über den Sommer und klimafreundlichen Sonnenschutz nachdenken.

Sonnenschutz werden wir nötig haben. Einen Sommerurlaub ans Meer, wie seit 25 Jahren so oft auf einer kleinen Insel vor der irischen Westküste - das wird Corona wohl verhindern.

Bei Sonnenschutz fallen mir die Fensterläden meiner französischen Gastfamilie in Südfrankreich ein, die die Hitze aussperrten und drinnen doch für Lichtblicke sorgten. Im Internet werde ich schnell fündig.

Aber, wie so oft, komme ich im Netz vom Hundertsten aufs Tausendste, finde außer Fensterläden und Sonnenschutz, mit Blumenbeeten aus Euro-Palletten oder Wasserspielen mit Solarpumpen, auch noch Tausend und Eine andere Gartenidee zum selberbauen.

Irgendwann passiert es: auf youtube lande ich bei der BBC Sendung: „Garden rescue“.  Noch nie habe ich mich in eine Serie verliebt – aber einmal ist immer das erste Mal.

In „Garden rescue“, übersetzt vielleicht Rettung für den Garten, treten zwei junge, lustige und preisgekrönte Landschaftsarchitekten gegen eine Kollegin an. The boys, wie die Rich-Brothers genannt werden, stehen dabei für Natur und klare Strukturen, die Kollegin mag es rund und bunt.

Ich bin fasziniert: Alte Nähmaschinen werden Gartentischchen und gebogene Löffel lassen Teelichter flackern. Ein Paar aus New York bekommt eine Gartenbar mit stilvoll integrierter Miss Liberty. Und eine Familie, deren Traumurlaub in Griechenland liegt, einen Garten mit weißen Steinmauern und mittelmeerblauem Patio.

Jede Sendung verwandelt einen verwinkelten, verschatteten oder verwahrlosten Alptraum zum mit neuen Möglichkeiten randvollen Gartentraum: Familien bekommen Naturspielplätze und Feuerstellen, gestresste Städter, Ruheoasen mit Wasserspielen, rankenden Rosen und Gemüsebeeten.  

Plötzlich schaue ich unseren eigenen Garten neu an:

Was ist, wenn wir dieses Jahr nicht einfach zuhause bleiben? Sondern: in den Garten verreisen und all das, was wir auf der Insel so schätzen, im Garten suchen?

So sitze ich im schattigen Baumzimmer und denke über Feuer und Wasser, Wind und Weite nach.

Denn während ich noch Folge um Folge „Garden Rescue“ schaute, hat mein Mann schon mal tote Äste abgesägt, den Boden unter der Tanne geharkt und zwei Stühle vom Sperrmüll in das neue Baumzimmer getragen.

Wie wunderbar. Und Fortsetzung folgt.