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Sommergefühle 4. Nur der Himmel als Zelt

Eine Ruine ohne Dach, eine zweitausend Jahre alte Steinmauer und über mir der Himmel als Zelt.

Sternenhimmel / © Patrick Pleul (dpa)
Sternenhimmel / © Patrick Pleul ( dpa )

Die Nacht auf einem Gipfelplateau, hoch über dem Toten Meer, ist eine meine intensivsten Sommererinnerungen überhaupt.

Erlaubt war es natürlich nicht, aber geduldet wurde es zum Glück. Nach dem Besuch der Festung Masada haben wir uns versteckt, als die Ruine für die Nacht verschlossen wurde.  

Erst als die letzten Rufe schon lange verhallt waren, steckten wir die Köpfe aus unserem Versteck, freuten uns über unsere gelungene List und auf eine lange, lange Nacht.

Saßen gemeinsam auf dem Plateau, schauten auf das Meer unter uns. Sahen im Westen die Sonne untergehen. Und im Osten am nächsten Morgen wieder auf.

Damals hatten wir noch Filme in unseren kleinen Kameras. Ich weiß noch, ich war so fasziniert, dass ich fast einen ganzen Film für diese Sonnenbilder geopfert habe.

Aber noch viel mehr in Erinnerung geblieben ist mir die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang.

In der Zeit lag ich im Schutz einer dicken Steinmauer auf einer dünnen Isomatte zwischen Staub und Steinen in meinem Schlafsack. Und über mir wölbte sich schier unendlich der Sternenhimmel.

Ich habe nicht viel geschlafen in dieser Nacht. Aber geschaut, bis mir die Augen in die Sterne übergingen.

So nahe wie auf dem Felsenplateau hoch über dem Toten Meer war ich dem Himmel nie wieder.

Aber seit damals weiß ich: Sommer ist, wenn sich zwischen mir und der Welt nur den Himmel als Zelt wölbt.

Und sich das ganze, kleine Leben dazwischen für einen Moment groß und quicklebendig anfühlt.

Ganz ehrlich, manchmal finde ich mich wirklich dumm. Denn, warum belasse ich es bei dieser, wenngleich kostbaren, aber eben doch so seltenen Erinnerung?

Den Himmel als Zelt zu nehmen, dafür gäbe es doch so viele Gelegenheiten. Aber irgendwie habe ich es so nie wieder gemacht.  Ein kleiner Ersatz waren, selten genug, auch die Übernachtungen im Baumhaus.  

Vor allem in den heißen Nächten, wenn es bei mir unter dem Dach kaum auszuhalten ist, bin ich ins Baumhaus geflüchtet. Dort aber hatte sich die Hitze unter dem Plastikwelldach so gestaut, dass nichts besser war.

Immerhin habe ich jetzt eine neue Idee. Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Ich werde dann mein Lager unter der alten Tanne aufschlagen.

Wie sich der Nachthimmel über Tannenzweigen spannt, kann ich dann gerne erzählen.