Sommerfotos zum Anhören: Papa, Sohn und Krähe ( oder so)

Papa, Sohn und Krähe ( oder so)

Ein blauweißgestreifer Babytragesack. Herausschauen, unter einem blauweißgestreiften Mützchen, hellwache Äugelein. Folgen Papas Augen zu einer schwarzen Krähe (oder so?). Vater und Sohn im ersten Urlaub an der See.

Papa, Sohn und Krähe / © Angela Krumpen  (ak)
Papa, Sohn und Krähe / © Angela Krumpen ( ak )

Das Foto hat einen besonderen Zauber. Alles ist noch neu und frisch. Die Zeit, in der die Zuversicht,  die Unsicherheit um Längen schlägt, die jeder Anfang auch mit sich bringt.

Und in diesem Fall: der Anfang einer lebenslangen Beziehung. In der es nicht selten um Vögel gehen wird. In einem späteren Sommer habe ich eine ganze Serie Fotos aufgenommen: Vater und Kindergartensohn auf dem Rasen. Vor sich ein aus Zweiglein selbst gebautes Nest. Das Kind hat in den Händen einen kranken Vogel, der aus einem Nest in der großen Tanne gefallen war.

Das Kind hat ihn auf dem Rasen gefunden. Papa geholt. Zusammen halten sie das Vöglein fest. Vorsichtig halten sie den kleinen Schnabel auf. Tröpfeln, aus einer Spritze tagelang Wasser hinein. Am Ende wird es alles nichts helfen. Gemeinsam begraben sie den kleinen Vogel.

Wenn Vater und Sohn Zeit miteinander hatten – am Strand, am Schachbrett, bei der Arbeit im Garten – war ich oft die Zuschauerin. Habe manchmal leise den Fotoapparat geholt. Vorsichtig, um die beiden nicht zu stören, wenn sie in das Band zwischen sich neue Momente, neue Begegnungen, neue Erinnerungen knüpften.

Aus dem Sommergibt es besonders viele dieser Momente, der Sommer bringt ihre besten hervor: Die beiden hatten Zeit miteinander – und ich hatte Zeit, sie zu betrachten. Wenn unsere Familie ein Beet ist – dann ist der Sommer die Zeit, in der das Säen, Düngen und Unkrautjäten besonders belohnt wird.

Wie reife, süße Erdbeeren pflücke ich beim Zuschauen die Bilder, die es später ins kollektive Familiengedächtnis schaffen.

Fotos sind Erinnerungen. Bestenfalls an die versunkenen Momente von Zuneigung und Miteinander und unserer kreativen Kräfte. Dann sind sie Dokumente.

Dokumente unserer Liebe.