oder: wir drucken

Mut zum anschauen

Eine Frau, in heller, glänzender Festrobe sitzt an einem Tisch. Eine Traube anzugschwarzer Männer beugt sich über sie und redet verbissen auf sie ein.

 (DR)

Seitdem die Großen zum Studium weg sind, lese ich auch wieder Kinokritiken. Die Kritik über den Film "Die Verlegerin" springt mir förmlich ins Herz. Mein Mann und die Ganzgroße wollen mit,  Freitagabends sitzen wir  im neuen Spielberg Film.

Und mein Herz fängt zu klopfen an. Es geht um Macht und Mut. Es geht um die Wahrheit und darum, sie gegen alle Widerstände zu vertreten. Und um eine Frau, die Macht hat, der die Männer diese aber weder zutrauen noch zubilligen. Ich weiß, warum mein Herz klopft - in diesem Film geht es schlicht um alles, was mir wichtig ist.

"Die Verlegerin" ist eine wahre Geschichte: es geht um Kay Graham, der nach dem Selbstmord ihres Mannes plötzlich die Washington Post gehört. Der Zeitung geht es nicht gut, weshalb der Vorstand einen Börsengang beschließt. Gleichzeitig arbeiten Journalisten bei der Konkurrenz, der New York Times, an der Veröffentlichung eines Skandals, der später als die "Pentagon Papers" Geschichte machen würde.

Den Journalisten der Times ist eine geheime Studie zugespielt worden, die klarstellt dass alle am Vietnamkrieg beteiligten amerikanischen Präsidenten ihr Land schamlos belogen haben. Anders als immer beteuert, wissen sie nicht nur, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist - und schicken doch fortwährend junge Amerikaner in den Tod dorthin, nein sie haben ihn sogar mit provoziert, um Amerikas Gewicht in der Welt zu vergrößern.

Im Kino bleibt mir der Atem weg - obwohl ich die Geschichte kenne. Und auch mit Abstand verschlägt mir das Ausmaß dieses Abgrundes von Machtmissbrauch die Sprache.

Und die Macht wehrt sich. Der amtierende Präsident Nixon lässt das Abdrucken in der Times verbieten. Die Dokumente werden der Post zugespielt und ihre Verlegerin soll über ihre Veröffentlichung entscheiden.

Kay Graham kann nicht wissen, dass alles gut ausgehen wird. Dass Richter entscheiden werden, dass die Medien für die Regierten da sind und nicht für die Regierenden - aber sie weiß, was auf dem Spiel steht: die Zeitung, die ihr Vater gegründet hat, die Stellen der Mitarbeiter - und ins Gefängnis zu gehen.

Was wird sie tun?

Meine Nerven reißen fast, während ich Meryl Streep dabei zuschaue, wie sie die Risiken und Wahrheit abwägt, sich aus der Männerbelagerung frei windet, aufsteht und sagt:

Wir machen es.