oder: wie das Leben heller wird

Musst Du immer so viel reden?

„Mit den Obstbauern bin ich im Gespräch, bis auf einen verzichten sie alle auf Glyphosat“, erzählt mir der freundliche ältere Herr, den ich im Feld treffe.

Kind und Hund und.. warten...  / © shutterstock (shutterstock)
Kind und Hund und.. warten... / © shutterstock ( shutterstock )

Eigentlich muss ich Texte schreiben. Aber der Morgen ist schon zum Vormittag geworden, alle anderen sind ausgeflogen und die Hunderunde lässt sich nicht länger aufschieben.

Den freundlichen älteren Herrn kenne ich noch nicht, wohl seinen Hund und seine Frau. Die Hunde wollen spielen und schnuppern. Wir kommen ins Plaudern.

Klima und Wetter und die Apfelbäume am Niederrhein – wir kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen. Schnell erfahre ich, dass der nette Herr sich für den NABU engagiert. Der zertifizierte Naturtrainer erzählt von seinen Kursen in Kindergärten, Exkursionen zu Fledermäusen und Grundschulkindern, die ihn aus der Kindergartenzeit wiedererkennen. Seine Augen leuchten.

Mir fällt der dringliche Bedarf ein, den unsere Schule bei AGs hat. Ob er daran wohl Interesse habe? Hat er. Wir tauschen Kontaktdaten aus, gehen unserer Wege.

Obwohl ich Jella schneller durch den Wald scheuche, meine ungeschriebenen Texte warten immer noch, freue ich mich über den neuen Kontakt. Ich mag es unterwegs mit Unbekannten ein freundliches Wort zu wechseln. Das Leben wird zwar manchmal unvorhergesehener, schon. Aber immer auch freundlicher, heller, finde ich.

Meine Kinder fanden das nicht immer. Der Große war ein Grundschulkind. Ich parkte das Auto etwas schwungvoll ein, ein Passant hatte die Szene beobachtet. Als wir ausstiegen, machte ich eine launige Bemerkung, ein Wort gab das andere. Gutgelaunt gingen wir unserer Wege. Nur der Große sagte seufzend: musst du denn immer mit allen reden, Mama?

Immer! mit allen! Reden? Stimmt, für das Kind musste das so aussehen. Und klar, das Kind hatte keiner gefragt, es stand immer daneben. Und, auch das ist ja wahr, so recht weiß natürlich niemand, ob es bei einem freundlichen Lächeln bleibt, oder ob das unbekannte Gegenüber Lust auf ein Pläuschen hat. Also, ich kann das Kind schon gut verstehen!

Aber: wer weiß schon, wofür so ein Pläuschen, außer für hellere Tage, gut ist.

Ein paar Tage nach meinem morgendlichen Plausch im Feld, bekomme ich eine Email: der Schulleiter unserer Schule. Er schreibt, der nette Herr vom Nabu komme zu einem Vorstellungstermin in die Schule, wolle ehrenamtlich mitarbeiten.

Ganz schön wunderbar.