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Kein Weihnachten in Bethlehem

Das wirkliche Weihnachten ist dann, wenn ›Der Retter‹ wirklich kommt – und er nicht nur im Weihnachtslied besungen wird.

Symbolbild: Darstellung des Sterns von Bethlehem / © vovan (shutterstock)
Symbolbild: Darstellung des Sterns von Bethlehem / © vovan ( shutterstock )

Schreibt der Journalist Heribert Prantl. Die Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ hat Prantls Zeilen aufgegriffen. Und ihrer Kampagne vorangestellt.

Tja. Eigentlich wollte ich heute, an Weihnachten, weiter von Moria erzählen.

Die Kampagne läuft super. Viele Aktionen, viel Resonanz. Zum Beispiel hat es am 12. Dezember in ganz Deutschland das Logo der Kampagne als leuchtende Solidarität gegeben.

Handfeste Solidarität gibt es auch: 214 deutsche Kommunen würden Menschen aufnehmen und 245 Abgeordnete aller Fraktionen haben in einem Weihnachtsappell die Aufnahme weiterer Geflüchteter gefordert.

Und jetzt? An Weihnachten? Frieren die Menschen in Zelten im Matsch und ihre Kinder sollen in den nassen Zelten von Ratten gebissen werden.

Es gibt kein Weihnachten in Moria. Nicht, weil es keine Hilfe gibt. Sondern, weil die EU die Hilfe nicht will und lieber das abschreckende Beispiel wählt.

Gerade als ich all das hier erzählen will, bekomme ich eine E-Mail von Mitri Raheb, evangelischer Pastor in Bethlehem.

In seiner Videobotschaft erzählt Mitri Raheb, dass der Vers aus dem Lukas Evangelium „Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen“, im Arabischen übersetzt wird mit: Lasst uns die Tatsachen vor Ort sehen.

In seiner Videobotschaft zeigt Mitri Raheb uns die Tatsachen in Bethlehem. Diese Tatsachen sind Menschen, sie haben Namen, Gesichter und Geschichten.

Menschen, die seit 70 Jahren unter Besatzung und heute zudem hinter einer meterhohen Mauer leben, abgeschnitten von ihren Feldern. Menschen, denen Corona auch noch den Tourismus, ihre wirtschaftliche Grundlage, genommen hat.

Kein Weihnachten in Moria. Kein Weihnachten in Bethlehem. Kein Weihnachten an so vielen Orten der Welt.

Weihnachten ist dann, wenn der Retter wirklich kommt und nicht nur besungen wird, schreibt Heribert Prantl.

Weihnachten ist, wenn jede und jeder von uns dahin schaut, wo es kein Weihnachten gibt. Nicht mit den Schultern zucken. Sondern die, die Macht und Einfluss haben, mit den Tatsachen nerven und nerven und nerven.

Weihnachten gibt es nur, wenn wir nicht aufgeben.