WunderBar

Helle Zeiten, dunkle Zeiten

Nachdem der kleine Junge mit seiner Mutter sonntags zu Gast war, bleibt es noch lange hell.

Getreidefeld / © Paul Zinken (dpa)
Getreidefeld / © Paul Zinken ( dpa )

Im Moment geht die Sonne um kurz vor halb sechs in der Früh auf und erst um kurz vor zehn am Abend unter.

Während dieser langen, schönen, hellen Tage denke ich viel an meine Freundinnen in Burundi. Ihnen geht es ja nie besonders gut, im Moment aber müssen viele hungern. Zu allen anderen Übeln sind gerade viele Häuser in Burundi auch noch von starkem Regen geflutet worden. Der Klimawandel lässt grüßen.

In Burundi geht die Sonne im Moment auch früh auf, kurz nach sechs Uhr in der Früh. Dass sie auch früh untergeht, liegt natürlich am nahen Äquator.

Aber mich beschäftigt nicht die geographische Erklärung für die Tag- und Nachtzeiten, mich beschäftigen Sonnenauf- und Untergang als Symbol für den Ort, an dem wir geboren werden.

Die Sonnenzeiten stehen stellvertretend für alle die vielen anderen Faktoren, in die wir hineingeboren werden und die unser ganzes Leben prägen.

Ob wir in eine Demokratie geboren werden oder eine Diktatur, in ein Land mit kostenloser Bildung, mit einem funktionierendem und für alle Menschen zugänglichem Gesundheitssystem oder an einem Ort, der vom Klimawandel mit Dürren oder Fluten gezeichnet ist oder in einer instabilen Krisen und Kriegsregion liegt– all das entscheidet, welches Leben wir führen werden.

Wie hart oder wie angenehm es wird, ob wir mit Hunger im Bauch ums Überleben kämpfen oder uns schon als Kinder vor Bomben in Sicherheit bringen müssen, ob wir lernen dürfen oder auf dem Feld arbeiten müssen, ob wir an einer Malaria sterben oder ob wir bei einer Krebserkrankung von Hightech-Medizin profitieren können.

Über all das denke ich nach, als ich nach einem langen Arbeitstag auf einem Baumstamm am Feldrand sitze und der an dem Abend glühend roten Sonne beim Untergehen zuschaue und über meine vielen, unverdienten Geschenke nachdenke.

Geschenke sind zum Freuen da, natürlich. Wunderbar aber kann es werden, wenn wir unsere Geschenke teilen. Wie es ganz buchstäblich der kleine Junge macht, der unser Gast ist.

Er hatte einen Aushang zur Not in Burundi beim Hausarzt gesehen und fand, er selber habe schon alles und jetzt habe er auch noch so viele Geschenke zur Kommunion bekommen. Wenigstens die Geldgeschenke will er teilen und bittet mich, das Geld Kindern in Burundi weiterzuleiten.

Wie wunderbar, wenn ein Kind uns vormacht, was wirklich im Leben zählt.