und ein Besuch von der Polizei

Grüne Haare

Es klingelt, ich gehe an die Tür. Dort steht ein Polizist.

Haare, grün wie der Frühling und ein bisschen blau, wie der Himmel / © Angela Krumpen  (ak)
Haare, grün wie der Frühling und ein bisschen blau, wie der Himmel / © Angela Krumpen ( ak )

Mein Herz schlägt plötzlich dreimal so schnell. "Nicht erschrecken", will der Polizist mich warnen. "Schon passiert" sage ich und schaue ihn mit großen, bangen Augen an: "Wohnt hier eine junge Frau mit grünen Haaren?"

Ähm, die sind zwar im Moment nicht nur "grün, wie der Frühling", sondern zur Hälfte auch "blau, wie der Himmel", wie unsere syrische Nachbarin treffend feststellte, aber: ja, die wohne hier. "Und: hat sie vor zwei Tagen abends Besuch bekommen?" Potzdaus, was geht hier vor? "Wer will das wissen?" sollte ich fragen, frage stattdessen aber: "ähm, ja, warum?" "Uns wurde ein verdächtiges Fahrzeug gemeldet."

Ein verdächtiges Fahrzeug? Wahrheitsgetreu erzähle ich, was ich weiß: unsere Gasttochter aus Norddeutschland hat einen Freund in Hamburg. Der war mit einem Kumpel einen Abend in Köln, Gasttochter und Freund aus Hamburg telefonierten. Da Köln aber ja, im Vergleich zu Hamburg, so schön nah zum Niederrhein ist, war schnell die Idee geboren, sich, statt sich nur fernmündlich zu sprechen, sich in real life, wie die jungen Leute sagen, im richtigen Leben zu treffen.

Das reicht dem Polizisten. Er klappt sein kleines Notizbüchlein zu, kündigt an, dem Nachbarn Bescheid zu geben. Schon im Gehen fügt er noch hinzu: "Die dürfen aussehen, wie sie wollen. Und treffen, wen sie wollen, auch."

Ganz seiner Meinung, erzähle ich der Gasttochter am Nachmittag lachend vom Polizistenbesuch. Diese errötet leicht, was zauberhaft zu ihren grünen Haaren passt.

Und lieferte mir den Rest der Geschichte: "P. war mit seinem Freund gekommen. Aber der wollte lieber draußen im Auto warten." „Jaaaa“, frage ich gedehnt. „Und? Warum schellt dann bei mir die Polizei?“

Die Gasttochter wird noch ein bisschen röter, was immer noch sehr charmant aussieht. Nun ja, druckst sie herum: während der Wartezeit habe ein Nachbar ans Autofenster geklopft und gefragt, was das denn solle, zu so später Stunde mit einem HH-Kennzeichen im Wohnblock umherzuschleichen. Ob er was ausspioniere?

Nö, habe der Autokumpel geantwortet: Sein Freund suche das Mädchen mit den grünen Haaren. Er selber fahre nur das Fluchtfahrzeug.

Irgendwie ja sehr süß. Aber den Nachbar kann ich jetzt doch verstehen.