gleicher Lohn für gleiche Arbeit

wunderbar nur ein modernes Märchen

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das wird zwar oft erzählt, ist aber leider immer noch ein Märchen. Eines, an dessen Verbreitung ich mich ganz sicher nicht beteilige.

KDB fordert Frauenquote / © Tim Brakemeier (dpa)
KDB fordert Frauenquote / © Tim Brakemeier ( dpa )

Aber sowohl die zwei Mädchen, als auch die zwei Jungen, die bei mir zu Hause am Tisch sitzen, glauben dieses Märchen. "Aber das liegt doch dann an den Frauen" sagt der Große. "Die arbeiten Teilzeit. Oder gehen gleich in Berufe, in denen man weniger verdient“.

Seltsam. Wenn das der einzige Grund ist, was ist dann mit Birte Meier? Die preisgekrönte ZDF-Journalistin bekommt durch Zufall mit, dass ihre männlichen Kollegen netto mehr verdienen, als sie brutto. Jahrelang bemüht Birte Meier sich intern um Klärung. Jetzt klagt sie vor Gericht. Der Anwalt des ZDFs will einen Vergleich: Birte Meier bekäme dann das gleiche Geld wie ihre Kollegen. Und soll doch den höchsten Preis zahlen für dieses Zugeständnis - sie soll gehen. Jetzt sind die Großen doch ganz Ohr.

Auch, als ich erzähle, dass Birte Meier kein Einzelfall ist. Die wenigen Frauen, die klagen, bekommen zu 90% Recht. Und müssen gehen.

Erwachsene sind genauso skeptisch: Also bei uns, sagt eine Musikerin, bekommen alle Sänger die gleiche Gage, egal ob Sopran oder Bass.  Seltsam: zwei Tage später lese ich in der Süddeutschen Zeitung, dass nach einer Studie des Deutschen Kulturrates keine Kulturbranche so sexistisch sei, wie die klassische Musik.  Komponierende Frauen z.B. verdienten im Schnitt 35 % weniger  als ihre männlichen Kollegen.

Ausgerechnet Frauen also, nehmen ihre eigene Diskriminierung nicht unbedingt wahr. Und nutzen selbst lange erkämpfte Dinge wenig: Wie oft erlebe ich, dass junge Frauen den Namen ihres Mannes annehmen. Weil es so romantisch sei. Dabei ist es so: Frauen, die ihren eigenen Namen behalten, verdienen in der Regel mehr Geld, als jene, die ihren Namen mit der Hochzeit aufgeben.

Also, ich will  dass alle meine Kinder, die Jungs wie die Mädchen, wissen: beim Geld hört Gleichberechtigung auf. Immer noch. Ich hoffe, dass die Jungs und die Mädchen zusammen daran arbeiten, das zu ändern.

Und ich wünsche, dass Birte Meier ihren Prozess am Mittwoch gewinnt. Dass sie jungen Frauen Mut macht, beim Thema Geld  nachzufragen: bei ihren männlichen Kollegen z.B. Oder ihren Chefs. Und dass gegen ungleiche Löhne alle, Männer und Frauen zusammen, aufbegehren.

Birte Meier wird unterstützt, auch viele männliche Kollegen stehen hinter ihr. Immerhin.