Eine Reise durch Deutschland

21 Freunde und andere Überraschungen

Eine goldene Decke über einem großen Rund aus roten Backsteinen. Ein Nachtcafé neben der Sakristei. Eine traditionell protestantische Stadt in Bewegung für katholische Schulen. So viele Überraschungen!

 (DR)

Die ich ganz nebenbei gemacht habe, während ich drei Wochen mit einer Lesereise durch ganz  Deutschland gefahren bin. Jetzt kämpfe ich mit kilometerlangen Emailschlangen und einem Papierberg auf meinem Schreibtisch. Schaue dabei auf die Eichenbäume auf dem Spielplatz, die in der Zwischenzeit so grün geworden sind.

Ich schaue und staune. Jeden Abend nach den Lesungen, waren wir irgendwo zu Gast. So viel Gastfreundschaft wäre erstaunlich genug. Aber ganz eigentlich staune ich über all den Mut und all den Pioniergeist, den ich unterwegs am Rande der Reise gefunden habe.

Ich staune über Menschen, die schon lange akzeptiert haben, dass die Volkskirche vorbei ist. Ordensschwestern, die unsentimental feststellen: "Wir sterben aus. Aber das heißt ja nicht, dass wir nicht weitermachen." Sie planen, mal eben, einen wie ich finde ziemlich genialen, europäischen Freiwilligendienst. Sobald der spruchreif ist, werde ich davon an dieser Stelle erzählen.

Ich staune auch über junge Schwestern in Frankfurt. Die ein Nachtcafé, eine Notschlafstelle für Frauen, neben der Sakristei eingerichtet haben. Und über ihre "Schwesternpommes", Kiloweise selbstgebackene Pommes Frites, sehr lecker, ich durfte probieren, die ein breites Publikum aus den umliegenden Hochhäusern anlocken und in angeregte Gespräche untereinander vertiefen.

Aber auch in Hamburg staune ich. 21 Freunde. Ein Haus. So steht es auf der Webseite des ökumenischen Forums Hafencity. 21 christliche Kirchen aus Hamburg, orthodoxe und freikirchliche, große und kleine, tragen dieses Haus. Das Forum hat ein Café, ist ein Veranstaltungsraum, beherbergt eine Hausgemeinschaft mit 50 Personen. Und hat einen, wunderschönen, Gottesdienstraum auf den sich alle Kirchen geeinigt haben. Gemeinsam!

Für Klagen über aussterbende Gemeinden, hat hier keiner Zeit. Auch nicht Christian Bernzen, Jurist und Hochschuldozent. Und einer der Initiatoren der Hamburger Schulgenossenschaft. Das ist wieder ein anderes Thema. Und doch auch nicht:  ohne katholische Schulen, keine Kirche. Die ganze Hamburger Stadtgesellschaft ist in Bewegung geraten.

Ich würde ja gerne mit dem Staunen wieder aufhören und endlich diese Kolumne fertig schreiben. Ist aber schwer - die Welt ist so wunderschön, wenn die Menschen nicht klagen.

Sondern einfach das Ihre tun.