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Ein Geschenk zum Verschenken?

Ein Geschenk zum Verschenken? Mama, das ist doch Quatsch!

Weihnachtsgeschenk / © nelea33 (shutterstock)

Für den Jüngsten hatte das Schenken schon immer eine besondere Bedeutung. Und zwar in beide Richtungen: Es ist ihm ungeheuer wichtig, dass er was geschenkt bekommt. Was Richtiges, Großes, Bedeutendes, vor allem was Passendes. Sonst ist es Essig mit der Weihnachtsfreude.

Dass dem Jüngsten das Schenken so wichtig ist, liegt auch daran, dass er umgekehrt zu den besonders begabten Schenkern gehört. Jenen, die sich monatelang einen Spruch merken, die ganz genau hinhören, auch auf die leisen Zwischentöne. Er ahnt Wünsche, manchmal bevor man sie selber ahnt.

So kommt es dann, dass der Jüngste, als er noch ein kleiner Grundschulbub war, vor Jahren im Urlaub heimlich ein Hufeisen einpackte. Um es drei Wochen später der Großen zum Geburtstag mit den Worten zu reichen: Ich habe es die ganze Zeit wie ein U hineingestellt, damit Du jetzt alles Glück, was ich darin gesammelt habe, über Dich rieseln lassen kannst.

So kommt es aber auch, dass der Jüngste an Weihnachten eine ganze Kiste aus seinem Zimmer holt. Darauf besteht, dass er als Erstes jedem sein Geschenk gibt. Tagelang vorher kann er es gar nicht abwarten, bis es endlich, endlich so weit ist. Beim Verteilen sitzt er dann da und strahlt und funkelt mit allen Kerzen um die Wette: So sehr freut er sich auf die Überraschung im Gesicht desjenigen, der gerade bedacht wird. 

Umso mehr irritiert den Jüngsten ein Geschenk, mit dem ich gesegnet bin.

Seit Jahren kommt ein älterer Herr aus der Gemeinde an meinem Geburtstag vorbei, gratuliert und reicht mir eine hübsche, handgeschriebene Glückwunschkarte. Beim ersten Mal staunte ich über den so großzügigen Geldschein darin und über die Widmung: "Weil Du immer weißt, wo es gebraucht wird." Ganz heiß vor Freude wurde mein Gesicht. Immer habe ich anschließend sorgfältig überlegt, wer das Geld besonders gut gebrauchen kann. Und einige Menschen meinerseits überrascht und meistens sehr bewegt. 

Der Jüngste aber kann das so gar nicht verstehen. "Aber Mama, das ist doch gar kein Geschenk für Dich. Das ist doch Quatsch, wenn es gar nicht für Dich ist." Doch, mein Kind, das ist ein wunderbares Geschenk für mich. Wann sonst bekommt man schon tiefe, echte Freude zum Weiterverschenken geschenkt?

Mehr Geschenk kann kein Geschenk.