WunderBar

Die Sendung, der Schrank, der Hund. Und ich.

Jella jault. Immer lauter. Ich weiß, gleich wird sie bellen. Aber ich kann nichts tun.

Jella reißt aus / © Krumpen (ak)
Jella reißt aus / © Krumpen ( ak )

Denn ich sitze in meinem Studioschrank, zeichne eine Sendung auf. Seit Corona uns das Leben schwer macht, ist der Schrank meine Rettung.

Wie so viele meine*r Kolleg*innen, musste ich im ersten Lockdown eine Lösung finden. Die Studios waren nur noch für die laufenden Sendungen offen.

Nun, ein Jahr später kennen alle Videokonferenzen. So ähnlich, nur ohne Bild, arbeite ich jetzt auch.  Vor allem, und das wird in dieser Geschichte noch wichtig werden, nimmt jede Seite auf ihrem eigenen Laptop nur das auf, was sie gerade selber sagt.

Einziges Problem: Steht so ein Laptop einfach so im Raum, klingt es hallig.  Da fehlt das Studio, das den Schall an den Wänden weich auffängt und nicht hart zurückwirft.

Weiche Wände müssen her also her. Z.B., in dem man Wäscheständer aufstellt, Decken drüber hängt und sich selbst daruntersetzt.

Nun, ich hatte Glück. Denn weicher als in einem großen begehbaren Kleiderschrank könnten Wände kaum sein.

Mein handwerklich begabter Mann hatte uns eine Art Türe aus alten Kellerregalen auf Rollen gebaut, dahinter ist gerade Platz für ein Mikrofon und mich. Klappt super.

Mittlerweile gibt es im Treppenflur auch eine Rotlichtlampe. Die schalte ich ein, kurz bevor ich im Schrank auf Aufnahme drücke. So weiß die Familie, wann die Treppe tabu ist.

Perfekt. Jedenfalls solange jemand im Haus den Hund hütet. Aber auch dafür gab es immer eine Lösung.

Bis vor kurzem.

Da merkte ich, eine Viertelstunde bevor ich zur Sendung verabredet war:  Alle sind ausgeflogen. Niemand kann den Hund hüten.

Puh. Ich nahm den Hund wieder mit hoch. Und hoffte, dass während der Sendung niemand nach Hause käme. Nachhausekommende will der Hund nämlich immer lauthals und freudig begrüßen.

Tja. Was soll ich sagen. Nach einer halben Stunde kam jemand nach Hause. Der Hund jault.

Das Rotlicht ist an. Niemand wird hochkommen und mich und den Hund retten. Der Hund jault lauter. Der Gast erzählt.

Heimlich, still und leise stehe ich auf, drücke den Schrank auf, lasse vorsichtig Jella in den Flur und knote mich so schnell wie möglich wieder hinter mein Mikrofon.

Der Gast erzählt immer noch. Meine Audiospur mit Jellas Jaulem kann ich später stummstellen. Alles noch mal gut gegangen.

Nur bevor wir uns verabschieden wundert sich der Gast kurz:  Ich hätte ihn aber lange reden lassen.