Der Witz an Kinderwitzen

Damit hatte ich nicht gerechnet

"Was ist das Gegenteil von Reformhaus?" Mit dieser Frage kam der Große eines Tages aus der Grundschule nach Hause. Das war nicht nur der Beginn eines Rätsels, das ich nicht lösen konnte, sondern auch der Beginn der Kinderwitzephase. Kinder groß ziehen, so wird es jungen Eltern gepredigt, heiße in Phasen leben. Das fange mit der Stillphase an und höre mit der Pubertätsphase nicht auf. Dazwischen also irgendwo die Witzephase.

Bitte lächeln / © Huhu
Bitte lächeln / © Huhu

Die Kinderwitzephase. Wie wird ein Witz ein Kinderwitz? Nun, Kinder müssen ihn lustig finden. Das tun sie zuverlässig, sobald es darin um Pippi oder Pupsen geht. Häschenwitze gehen natürlich auch. Lange Witze, sehr lange, werden auch gerne genommen. Geduldig warten wir auf die Pointe. Aber die Pointe ist: Es gibt keine. Komisch, auch Witze ohne Pointe sorgen mühelos für minutenlanges Gekicher.

Außerdem: Der Witz muss ca. 10-mal erzählt werden. Hintereinander. Jedes Mal noch mehr Lachen. Beim Kinderpublikum. Das Erwachsenenpublikum gähnt verstohlen von Wiederholung drei bis acht. Ab der neunten Wiederholung aber lachen wir wieder mit: Dieses Kinderlachen ist so ehrlich, so unwiderstehlich, so ansteckend. Auch wenn es schon wieder darum ging, was Karl an der Klippe gemacht hat.

Besonders lustig wurde es, als der Jüngere anfing, mit superwitzigen Witzen nach Hause zu kommen. Dauernd mussten wir hinter uns schauen, weil da ein „aufgegessenes Butterbrot“ lag. Und? Was passierte? Der Große konnte nicht lachen. Schon gar nicht mehrmals hintereinander. Da half es gar nichts, dass ich ihn an die Witze erinnerte, die er damals erzählt hatte. Ich kann die schließlich noch alle auswendig. 

Inzwischen ist auch der Jüngste pubertär. Pubertisten sind aber ja immer für eine Überraschung gut. Plötzlich gibt es einen Abend wieder Kinderwitze. Es erscheint der kürzeste Witz, den wir je gehört haben: "Treffen sich zwei Jäger." Punkt.

"Was macht ein Clown im Büro?" Faxen. Natürlich. Oder: "Was passiert, wenn ich sonntags beim Mathelehrer anrufe?" Der Jüngste feixt: "Damit hatte er nicht gerechnet." Bange schaue ich am Tisch herum. Was passiert mit dem postpubertären Bruder? Unglaublich: Der korrigiert gelassen: "Das muss heißen: Was passiert, wenn ich den Mathelehrer erschieße? Damit hatte er nicht gerechnet."

Ähm. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Sie warten jetzt noch auf das „Gegenteil von Reformhaus“? Bitte, gerne: "Reh hinterm Haus."