Wir können nur Chaos. Echt jetzt.

Der Fahrradausflug

Es stand schon eine Weile fest: Am Sonntag ist Messdienerausflug. Nach der Messe. Mit den Fahrrädern. Der Kleine freute sich. Und machte sich Sorgen. Sein Fahrrad sei platt. Kein Problem, sagte ich. Dann nimmst du das Fahrrad von der Großen und schaute sie fragend an. Klar, sagte die. Dann war Sonntagmorgen.

Der Fahrradausflug / © Krumpen
Der Fahrradausflug / © Krumpen

Alles ist fürs Sonntagsfrühstück gerichtet: Die Eier gekocht, der Rest Osterbrot von der Oma auf dem Tisch, die neue Osterkerze brennt. Alles ist gut  -  bis der Kleine zu den Fahrrädern geht. Alarm!  Das andere Fahrrad sei auch platt. Die Große wundert sich. Aber es war doch ganz in Ordnung. Wann? Vor den Ferien, als sie es zuletzt gebraucht habe.

Ich wundere mich nicht. Die Kids müssen zur Schule in den Nachbarort über Feldwege mit gefühlt baumstammgroßen Wurzeln fahren. Und am Fahrradparkplatz in der Schule findet sich auch meist ein besonders lustiger Mitschüler, der dringend Fahrraddomino spielen muss. Dauernd ist irgendeines unserer Fahrräder schwerkrank. Weil wir das so oft hatten, habe ich ein rotes domradio Fahrrad gekauft. "Reg dich nicht auf. Nimm das Reserverad."

Der Kleine geht nach draußen. Als er wiederkommt, heult er fast: Das sei auch platt. Die Glocken läuten auch schon. Hilfesuchend schauen wir alle meinen Mann an. Der von einer Grippe noch nicht wiederhergestellt ist. Seine Nerven auch nicht. Aber er hat eine Fahrradworkstation zum aufpumpen. Ob er wohl?

Er kann. Trotz Husten und immer noch Fieber. Aber jedes Fahrrad hat ein anderes Ventil. Die passenden Ventilaufsätze sind zwar alle in einem Kästchen. Das Durchprobieren aber dauert. Der Kleine heult längst. Ich sage: "Geh schon mal vor. Ich bringe dir das Fahrrad für den Ausflug."

Mein Mann flucht und hustet und findet die richtigen Aufsätze. Ich fahre das Rad zur Kirche. Und bin zu früh, heute ist Taufe. In der Sonne auf der Bank vor der Kirche schwöre ich mir, Ventilaufsätze beschriften wird mein nächstes Projekt. Der Sonnenschein auf meiner Nase bringt den Sonntag zurück.

Die Kirchentüren gehen auf. Mit Fahrradschlüssel und Luftpumpe gehe ich zur Sakristei. Treffe den Chefmessdiener. "Gib das doch meinem Sohn." "Wieso?" "Na, für Euren Ausflug jetzt." "Hä? Wir gehen doch nur in die Eisdiele."

Die Eisdiele ist am Kirchplatz. Drei Meter Luftlinie entfernt. 

Da hilft nur noch Galgenhumor. Und wenigstens weiß ich jetzt, worüber ich heute schreibe.