vegan(er) Leben II

Der Cashewunfall

Ich stehe am Kühlregal im Bioladen. Suche Margarine. Die gibt es natürlich, sogar mehrere Sorten. Aber alle in Plastikdosen.

Cashewnüsse / ©  Brent Hofacker  (shutterstock)

Und jetzt? Eine Kundin sieht mich etwas ratlos vor den Produkten, schaut mich fragend an. Ich erzähle, dass vegan leben wollen auch nicht einfach ist.

Im Gegenteil, die Sachlage ist ganz schön komplex. Mir ging es ja in den 25 Jahren, in denen ich jetzt vegetarisch lebe, nie nur um eine Sache. Sondern immer um Boden, Wasser und Luft. Und um das Leid der Tiere.

Boden, Wasser, Luft und Tierleid sind auch das Motiv, jetzt so weit wie möglich vegan zu leben, nochmal konsequenter in Sachen Klima zu sein. Doch Klimaschutz ist kompliziert. Was für die Tiere gut ist, kann für die Weltmeere schlecht sein.

Aber irgendwo muss ich ja anfangen. Und: Was in meinem Einkaufskorb landet und was nicht, habe ich, buchstäblich, in der Hand.

Wenn ich die Biokiste auspacke, die wir seit 20 Jahren immer dienstags bekommen, muss ich auch alles in die Hand nehmen. Auch dabei fällt so manche Frage an: ist das jetzt wirklich besser fürs Klima, wenn ich keinen Naturjoghurt im Glas mehr in den Kühlschrank packe, sondern Sojajoghurt im Plastikbecher?

Weil es in Sachen Klimaschutz keine einfachen Lösungen gibt, suche und lese und tüftele ich einfach weiter. Unvergessen dabei der Cashewkäseunfall.

Mein Mann isst die vielen verschiedenen Gemüseaufstriche, die ich jetzt von Erbse, Marsala bis Kartoffelliptauer koche, gerne. Aber er wollte mal wieder was zum Beißen haben.  

Cashewkäse könnte eine Lösung sein, dachte ich. Cashewnüsse einweichen, fermentieren, die Masse in ein Tuch geben und fest ausdrücken, stand im Rezept. Hörte sich nicht nach Hexenwerk an. Eigentlich.

Uneigentlich konnte mein lieber Mann aber leider gar keinen Cashewkäse aufschneiden, um damit ein Brot zu belegen. Stattdessen schabte er solidarisch Cashewmasse: Beim "fest ausdrücken" war mir das Tuch geplatzt und die klebrige Masse hatte sich schlagartig über Fenster, Spüle und Boden in der ganzen Küche verteilt.

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, tröste ich mich beim Schaben. Wie wir unsere Welt für unsere Kinder bewahren, müssen wir alle gemeinsam herausfinden.

Was wunderbar ist: Jeder von uns kann es selbst in die Hand nehmen. Alle zusammen schaffen wir das dann schon.

Übrigens: In den Einkaufskorb im Bioladen habe ich schlussendlich Joghurtbutter gelegt. Die ist in Papier eingewickelt.