Am Ende wars der Schlüsselbund

Drama am Morgen

"Auf keinen Fall. Mein Fahrrad gehört mir." Wutschnaubend steht der Jüngste in der Küchentür. Wie seltsam! Das ist das Fahrrad von der Fahrradbörse, das er vor kurzem auf keinen Fall wollte!

Der Fahrradausflug / © Krumpen
Der Fahrradausflug / © Krumpen

In unserer kleinen Küche ist das Telefon lautgestellt. Vor zwei Tagen ist der Große zum Studium nach Frankreich gezogen. Aber der Schreibtisch in der möblierten Wohnung ist zusammengefallen und Fahrräder kann man, anders als zuvor beschrieben, auch nicht leihen. Nur kaufen.

"Ich glaube, Du musst nochmal nach Nancy", sage ich zu meinem Mann  "am besten nimmst du das Fahrrad des Jüngsten mit, das darf geklaut werden. Das gute Rad darf dann er Jüngste erben…"

Hinter dem Jüngsten quetscht sich die Große in die Küche, verdreht die Augen über den Stress in der Luft und macht sich ein Honigbrot.

Während ich versuche herauszufinden, was denn plötzlich an dem ungeliebten Fahrrad so toll ist, bellt der Große: „Können wir jetzt?“ aus dem kleinen Telefonlautsprecher. Empört wird er im Chor zurechtgewiesen. Was sei denn das für ein Ton? Er müsse zur Uni, erklärt er kleinlaut. Der Jüngste verzieht sich schimpfend auf die Couch im Wohnzimmer.

Dafür steht jetzt die Ganzgroße in der Küchentüre, das Telefonat ist zum Glück erstmal beendet. "Kann ich das Auto haben, um mir die Wohnung in Köln anzuschauen", fragt sie. So wie sie aussieht, hat sie nicht geschlafen. Seit Wochen sucht sie ein Zimmer und kann keines finden. " ähm, nein“, sage ich, "wir müssen doch für das Zimmer der Großen in Maastricht noch einkaufen. Und das andere Auto brauchen wir, um im Baumarkt Dinge für Nancy zu holen."  Zack, jetzt sind wenigstens alle wütend.

Ich seufze und denke bewundernd an alle Drillingsmütter, die haben das immer. Hier gehen nur zufällig alle drei Großen gleichzeitig studieren und brauchen Unterkünfte. Das ist aufregend und großartig einerseits. Andererseits macht es den Großen natürlich auch Angst, da liegen die Nerven blank.

Eine Stunde später können alle wieder lachen: Für das Auto gibt es eine Lösung und das Fahrrad darf auch mit. Das Problem? Eine elefantöse Mücke: ein Schlüsselanhänger.

Allerdings der heißgeliebte Schlüsselanhänger des Lieblingsfußballvereins. Dieser hatte sich so unglücklich mit dem Fahrradschlüssel verkantet, dass der Jüngste fürchtete, mit dem ungeliebten Rad auch den geliebten Fahrradanhänger zu verlieren.

Die Große hat eine Engelsgeduld. Der Schlüsselanhänger gibt den Schlüssel frei, der Jüngste das Fahrrad.

Und als die Ganzgroße wieder zurückkommt, hat auch sie ein Zimmer gefunden.