Wort des Bischofs

Die Legende vom Heiligen Hein

Was hat den Kardinal Woelki mit dem alten Spaßvogel Otto Waalkes am Pileolus? Ganz einfach: Er mag dessen herrliche Unsinn-Lyrik. Aber das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit ...

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

"Hein, Du bist berufen!" "Häh?" "Hein, Du bist berufen!" - "Was ist das?" "Ach Hein, Du bist behämmert!" Diese wunderbare Berufungsgeschichte vom Heiligen Hein, der in ganz Ostfriesland nur der Nagel Gottes genannt wurde, stammt natürlich von Otto. Laut Otto verwandelte Hein volle Brandyflaschen in leere, verwandelte Schweine in Brotaufstrich und Freistöße immer direkt.

Ich mag diese herrliche Unsinn-Lyrik von Otto Waalkes - denn sie zeigt uns, dass wir als Kirche mit unserer Sprache manchmal schon sehr ungewöhnlich unterwegs sind. Aber Berufungsgeschichten sind ja auch ungewöhnlich. Ob Priester, Ordensfrau oder Notfallseelsorger, Kindergärtnerin oder was auch immer: Gott ruft jeden von uns! Er will, dass wir alle mithelfen, dass auf dieser Erde sein Reich aufgerichtet wird. Ein Reich, das friedlicher, das gerechter und menschenfreundlicher ist. Und Gott sei Dank ruft Gott nicht nur die Perfekten, Superfrommen und Überflieger. Auch wenn einige besonders zum Dienst in der Kirche berufen sind  –  eigentlich ruft Gott jeden von uns. Das mag der ein oder andere jetzt wieder behämmert finden. Aber bekanntlich wurde Gottes Sohn von einem Zimmermann groß gezogen und man kann sich diese Frohe Botschaft gar nicht oft genug einhämmern. Gerade die Sturköpfe, die von Gott nichts mehr wissen wollen, sind hier gefragt. Nein, Gott ruft nicht nur Hein, Otto oder Rainer! Er ruft auch Dich, weil er Dich mag und sich mit Dir auf den Weg machen will. Das ist weder behämmert noch bekloppt, sondern, wenn man es richtig bedenkt, wirklich eine Frohe Botschaft!

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln