Wort des Bischofs

Bescheiden und friedlich

In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem versammeln sich am Palmsonntag die Gläubigen zur Segnung der Palmen und ziehen dann in einer Prozession zum Gotteshaus. Für sein Bischofswort hat sich Kardinal Woelki auf die Suche nach Palmen in Köln gemacht.

 (DR)

Heute, am letzten Fastensonntag, feiert die Kirche Palmsonntag. An vielen Orten gibt es prächtige Prozessionen, die an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern wollen. Palmen, so wie wir sie hier im Botanischen Garten in Köln bewundern können, waren schon vor der Zeit Jesu oft heilige Bäume. Im ganzen Mittelmeerraum waren Palmzweige ein Zeichen des Sieges und des Lebens. Königen wurde mit dem Palmzweig gewedelt – und so wie ein König zog damals Jesus in Jerusalem ein. Aber Jesus wollte nicht einfach ein neuer Herrscher und König sein. Die Bibel berichtet, dass er auf einem Esel in die Heilige Stadt einzog.

Esel aber sind ein Zeichen der Bescheidenheit. Esel sind keine Schlachttiere, sondern tragen geduldig ihre Lasten – sie sind also auch ein Zeichen der Gewaltlosigkeit. Jesus kommt also nicht wie ein neuer weltlicher König, wie ein mächtiger Herrscher hoch zu Ross daher, sondern als Friedenskönig – ganz bescheiden auf einem Esel.

Oft sagt ja ein Bild mehr als tausend Worte – und vielleicht haben sich gerade deshalb die Bräuche und Prozessionen am Palmsonntag bis heute bei uns gehalten, weil dieses Bild von Jesus überall auf der Welt sofort verstanden wird. Jesus, der Retter, der Welt kommt nicht in königlicher Würde mit Macht und Herrlichkeit, sondern bescheiden und friedlich. Denn das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, und bei Gott ist der der Größte, der der Diener aller ist.
Vielleicht sollten wir uns das viel öfter zu Herzen nehmen.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln