Wort des Bischofs

Lebst Du noch – oder wohnst Du schon?

Die Einrichtungsmesse in Köln öffnet ihre Pforten und Kardinal Woelki hat sich aus diesem Grund für sein Bischofswort nach Deutz begeben. Angesichts der imposanten Möbelwelten erinnert der Kardinal an all jene, die nur ein Wellblechdach über dem Kopf haben.

 (DR)

Hier hinter mir geht es direkt ins Paradies. Zumindest für eine Woche. Na ja, es ist nicht das himmlische Paradies – aber es sind einfach himmlische Wohnwelten, die Aussteller aus aller Welt aufgebaut haben. Weit über 100.000 Besucher werden hier in Köln zur Internationalen Einrichtungsmesse erwartet. Ein Mega-Geschäft, denn Wohnen und Leben lässt sich gar nicht trennen. Daher lautet das Motto auch ganz konsequent: „Wohnen – Einrichten – Leben!“

Jeder von uns hat nicht nur gerne ein Dach über dem Kopf, sondern drinnen soll es auch möglichst wohnlich sein. Wenn man in die eigenen vier Wände eingeladen wird, ist das immer auch eine Einladung, den Menschen, der da wohnt, näher kennen zu lernen. Denn die Wohnung ist oft ein Spiegelbild unserer Seele. Ob klein und fein oder groß und protzig. Ob luxuriös, modern, kühl oder vielleicht doch lieber schön kuschelig und gemütlich. Wir Menschen sind so unterschiedlich wie unsere Wohnungen; aber wir sehnen uns alle nach diesem eigenen Zuhause. Die Wohnwelten hier drinnen laden dazu ein, das Wohnen und Leben neu zu entdecken.

Aber selbst wer in der nächsten Woche nicht hier in diese schönen neuen Wohnwelten einziehen kann, und wer von einem Einrichtungsparadies sein ganzes Leben vielleicht nur träumt, der darf dennoch darauf hoffen, dass am Ende der Zeiten eine Wohnung auf ihn wartet. Selbst wenn es Millionen von Menschen überall auf der Welt gibt, die kaum mehr als ein Wellblechdach über dem Kopf haben und in Not und Elend hausen müssen, so werden wir Sterbliche alle am Ende aus unseren Wohnungen herausgetragen.

Und dann? Was erwartet uns dann? Christen leben von der Hoffnung, dass das Ende hier auf Erden niemals das Ende ist. Wir leben von der Hoffnung, dass Gott am Ende unserer irdischen Tage für jeden von uns eine Wohnung bereithält. Eine Wohnung bei Gott – für jeden von uns! Das ist keine billige Vertröstung und erst recht keine Rechtfertigung dafür, dass wir es zulassen dürfen, dass Menschen hier auf Erden unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. Aber es ist das Versprechen unseres Gottes. Ein Versprechen, das uns allen gilt, ohne eine einzige Ausnahme. Ein Versprechen, das uns Mut macht und Tag für Tag hier wohnen und immer neu leben lässt. Und ich weiß, Gott hält, was er verspricht!

Ihr

Rainer Woelki, Erzbischof von Köln