Wort des Bischofs

WM-Aus – Ein Neuanfang ist möglich

Der deutschen Mannschaft fehlten in Russland die Leidenschaft und die Begeisterung. Kardinal Woelki meint: Das trifft auch auf unsere Kirche zu: Wir müssten wieder mutiger, offensiver und lebendiger werden!

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

Heute geht in Moskau die Fußball-Weltmeisterschaft zu Ende. Wir Deutschen sind leider schon seit längerer Zeit nur noch Zuschauer. Unsere Mannschaft flog bekanntlich bereits in der Vorrunde raus. Von wegen fünfter Stern und Titelverteidigung. Die Ursachenforschung für das frühe Ausscheiden, das überlasse ich gerne den Experten. Aber als einfacher Fußballfan und Bischof habe ich einige Parallelen zwischen der deutschen Mannschaft und unserer Kirche entdeckt. Bei unserer Nationalelf, da fehlte mir auf dem Platz die Leidenschaft und die Begeisterung. Am guten Willen und bestimmt auch an den Fähigkeiten hat es nicht gefehlt. Aber irgendwie wirkte mir bei unserer Mannschaft alles viel zu behäbig, fast schon selbstverliebt.

Und wenn ich mal versuche jetzt von außen auf unsere Kirche zu schauen, dann entdecke ich da leider durchaus Parallelen. Der gute Wille ist da und die von Gott geschenkten Talente bestimmt auch. Aber irgendwie springt oftmals der Funke nur zu selten über. Die Sache Jesu braucht Begeisterte. So habe ich das als Jugendlicher gesungen. Aber ich kann diese Begeisterung in unserer Kirche leider oftmals viel zu selten entdecken. Nicht nur unsere Jugend findet unsere normalen Gottesdienste oft zu langweilig. Unser ganzer Laden wirkt ein wenig überaltert. Die nötige Strahlkraft scheint irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein. Ich nehme mich da gar nicht aus. Als Bischof übernehme ich auch die Verantwortung, aber nicht alleine. Denn als Kirche sind wir alle gemeinsam unterwegs. Die jetzt bei der WM erfolgreichen Mannschaften zeigen uns, dass ein Neuanfang immer möglich ist. Bei uns in der Kirche will ich gerne mithelfen, dass unsere Kirche wieder offensiver mutiger und lebendiger unterwegs ist. Helfen muss uns dabei der Herr.

Wenn der aber an unserer Seite steht, was kann dann noch schiefgehen?

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln