Wort des Bischofs

Wir schaffen das!

"Wir schaffen das!" Dieser markante Satz der Bundeskanzlerin wird in diesen Tagen fünf Jahre alt. Kardinal Woelki sagt: "Ja, wir schaffen das – und wir werden noch viel mehr schaffen – denn Jesus selber ist in jedem aufgenommenen Flüchtling in unserer Mitte!“

 (DR)

"Wir schaffen das!" Dieser markante Satz der Bundeskanzlerin wird in diesen Tagen genau fünf Jahre alt. "Wir schaffen das!" Die Mut machenden Worte standen quasi für das Flüchtlingsprogramm von Angela Merkel. Unterstützer lobten sie dafür – die Kritiker werfen ihr bis heute eine unglaubliche Naivität vor.

Schauen wir auf die Fakten: Allein knapp 900.000 Menschen flohen 2015 nach Deutschland. Fast jeder zweite Geflüchtete zwischen 18 und 64 Jahren, der seit 2013 nach Deutschland gekommen ist, geht heute einer Erwerbstätigkeit nach. Die Schreckensszenarien von Kriminalität und Kostenexplosion, die damals an die Wand gemalt wurden, sind nicht eingetreten. Im Gegenteil – wer genau hinschaut, sieht, dass Integration, wo immer sie gefördert wird, in der Regel auch gelingt. Unsere Aktion "Neue Nachbarn", die ich 2014 ins Leben gerufen habe, zeigt das auch. Ich bin so dankbar für die gute Flüchtlings- und Integrationsarbeit, die in all den Jahren Hauptberufliche – vor allem aber auch viele Freiwillige und Ehrenamtliche geleistet haben. Ja, heute vielfach immer noch leisten. Klar – es gibt auch Probleme, und manchmal sogar richtig große Probleme, und unsere Integrationsarbeit, die kann natürlich immer noch besser werden. Aber der zukunftsweisende Satz der Bundeskanzlerin von 2015, "Wir schaffen das!", zeigt, was alles machbar ist, wenn wir es denn wirklich wollen.

Und es fordert uns auf, nicht nachzulassen in unserem Einsatz für Menschen auf der Flucht. Noch immer steigen Menschen in Schlauchboote und wagen eine lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. In den Lagern auf den griechischen Inseln hausen Familien mit Kindern unter entsetzlichen Bedingungen. Ja, wir schaffen Vieles – und wir müssen es schaffen, auch diesen Menschen zu helfen.

Für Christen kann es gar kein anderes Programm geben. Seit 2000 Jahren gelten die Worte Jesu: "Ich war fremd – und ihr habt mir Heimat gegeben!" Die vielen positiven Beispiele von Menschen, die nach ihrer Flucht bei uns längst eine neue, sichere Heimat und Zukunft gefunden haben, beweisen doch: "Ja, wir schaffen das – und wir werden noch viel mehr schaffen – denn Jesus selber ist in jedem aufgenommenen Flüchtling in unserer Mitte!"

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln