Wort des Bischofs

Wenn Du noch eine Mutter hast ...

Heute ist Muttertag! Kardinal Woelki erinnert in seinem Wort des Bischofs daran: "Wer seine Zeit schenkt, wer ganz für andere da ist, der ist übrigens nicht nur dem siebtem Himmel schon sehr nahe."

 (DR)

"Wenn Du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden - nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden …!"

Mussten Sie dieses alte Gedicht in der Schule auch noch auswendig lernen? Das ganze Gedicht kenne ich längst nicht mehr, aber natürlich bin auch ich dankbar für meine Mutter. Gerade jetzt, in diesen Corona-Tagen, wo der Kontakt zu unseren älteren Familienangehörigen oft schwierig ist, spüren wir, wie wertvoll und wichtig die persönliche Nähe für uns ist.

Aber auch wenn wir wegen der Ansteckungsgefahr leider auf körperliche Nähe verzichten müssen und unsere Mutter heute nicht ans Herz drücken können - Zeit für einen Anruf - einen lieben Gruß, diese Zeit sollten wir uns schon nehmen. Nicht nur an Muttertagen, Vatertagen oder Familiensonntagen!

Wir Menschen sind keine Einzelkämpfer. Ich-AGs haben es schon in der Wirtschaft schwer - in unserem menschlichen Zusammenleben funktionieren sie gar nicht. Wir Menschen sind soziale Wesen - wir brauchen die Gemeinschaft wie jede Pflanze das Licht. Wenn wir also heute am Muttertag unseren Müttern besondere Zeit und Aufmerksamkeit schenken, dann werden wir eigentlich auch selber beschenkt.

Ich möchte Sie alle herzlich einladen, dass wir alle viel öfter persönliche Zeit und Aufmerksamkeit verschenken. Nicht nur dann, wenn die Memoryfunktion unseres Kalenders oder Geschäftemacher uns an diese Gedenktage erinnern. Wer seine Zeit schenkt, wer ganz für andere da ist, der ist übrigens nicht nur dem siebtem Himmel schon sehr nahe.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln