Wort des Bischofs

Schöpfungsverantwortung

Sind wir unserer Verantwortung für die Schöpfung und für kommende Generationen gerecht geworden? Lassen wir uns verführen vom schönen viel zu frühen Vorfrühling? Kardinal Woelki mit einem nachdenklichen Wort des Bischofs.

 (DR)

Zwanzig Grad, die Vögel zwitschern, ein lauer Wind weht, die Sonne strahlt. Die ersten Tage der österlichen Bußzeit machen vieles vergessen, was uns bedrückt. Auch vielleicht, dass diese Zeit eigentlich dazu dienen soll, uns neu auszurichten an Gottes Willen. Fast zu schön, wie überall kleine Schneeglöckchen und Krokusse aus der Erde schießen. Auch in meinem Garten. Und – es macht mir Freude, der wunderbaren Schöpfung Gottes beim Wachsen und Blühen zuzusehen. Dabei mache ich mir jedoch gerade bei solchen Temperaturen aber Sorgen. Sind wir unserer Verantwortung für die Schöpfung und für kommende Generationen gerecht geworden? Lassen Sie sich und auch ich mich verführen vom schönen viel zu frühen Vorfrühling? Verführen, nicht genau hinzuschauen, ohne die Klarheit, die zur österlichen Bußzeit gehört? Nicht erst Fridays for Future oder Papst Franziskus mahnen unsere Verantwortung für unsere Welt an.

Auch wenn wir im Moment mit Corona und den Folgen über die Maßen zu kämpfen haben – der Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung bleibt. Im Erzbistum versuche ich, mich für die Schöpfung einzusetzen, indem ich das Visionspapier Schöpfungsverantwortung entwickeln ließ. Die Zielvorgaben sind klar: das Erzbistum soll sich dauerhaft klimapositiv und schöpfungsfreundlich verändern. Ich persönlich versuche es im Kleinen, indem ich ein E-Auto und viel Fahrrad fahre. Was können Sie – was kann ich im Hinblick auf unsere Verantwortung für die Schöpfung und für kommende Generationen noch tun? Die Fastenzeit ist auch eine Einladung, über neue und zukunftsfähigere Verhaltensweisen nachzudenken.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln