Wort des Bischofs

Kommt ‘ne Ente geflogen...

Eine Plage biblischen Ausmaßes? Zahllose Heuschreckenschwärme fallen in Pakistan sowie im Osten Afrikas über Gräser und Bäume her. Nun will China helfen – mit Enten. Für Kardinal Woelki ein Zeichen der Ermutigung.

 (DR)

Zuerst dachte ich, es handele sich um eine echte Zeitungs-Ente. So nennen Journalisten ja eine klassische Falschmeldung. Aber es ist wirklich kein vorgezogener Aprilscherz: China möchte Pakistan 100.000 Enten zur Verfügung stellen zur Bekämpfung der Heuschreckenplage, unter der das Land leidet. Klingt verrückt – ist es aber nicht. In China hat man mit dem Einsatz von Enten, die pro Tag bis zu 200 Heuschrecken vertilgen können, bereits gute Erfahrung im Kampf gegen solche Plagen gemacht. Nicht nur Pakistan – auch zahlreiche Länder im Osten Afrikas werden derzeit von riesigen Schwärmen aus Heuschrecken durchzogen, die an die Plagegeschichten der Bibel erinnern. Wo die gefräßigen Tiere sich breit gemacht haben, da wächst kein Blatt mehr – und es hat für die teilweise eh schon durch Klima und Hunger bedrohten Länder schlimmste Folgen.

Ich finde es berührend, dass Länder und Menschen einander uneigennützig und solidarisch helfen. Die Methode mag unkonventionell klingen. Aber selbst, wenn die Rettungsaktion mit den 100.000 Enten nicht funktionieren sollte, so wird hier doch eine Hilfsbereitschaft demonstriert, die beispielhaft ist.

Mich ermutigen solche guten Nachrichten. Gerade in Zeiten, wo überall nur Angst und Schreckensmeldungen verbreitet werden. Es ist doch wunderbar, dass wir Menschen tief in unserem Innersten ein Herz für die Notleidenden zeigen. Wie schön wäre es, wenn wir diesen helfenden Einsatz für unsere Schwestern und Brüder nicht nur in unverschuldeten Notlagen zeigen – sondern ohne Wenn und Aber immer füreinander da sind. Helfen – Teilen – Heilen – echte Nächstenliebe eben.

Es ist gerade jetzt in der Fastenzeit eine gute Gelegenheit, mit dieser selbstlosen Liebe und Hilfe anzufangen. Nicht morgen – sondern jetzt, hier und heute! Dann schreiben wir selbst hoffnungsvolle und Mut machende Geschichten – und keine Enten.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR