Wort des Bischofs

Keine Alternative für Deutschland

Während der Heimatminister und der Verfassungsschutz noch Wortklauberei betreiben, ist für Kardinal Woelki klar: Die fremdenfeindlichen Übergriffe von Chemnitz waren menschenverachtend und haben mit der Lehre Christi nichts zu tun.

 (DR)

Nein, ich bin nicht der Ansicht, dass schon unsere ganze Demokratie in Gefahr ist. Nur weil eine digital zusammengetrommelte Horde Krawallmacher in Chemnitz aufläuft und Randale macht. Aber ich finde es mehr als besorgniserregend, wie hier blanker Fremdenhass geschürt wird. Wenn Menschen nur auf Grund ihres Aussehens vom Mob mit Schlagstöcken durch die Straßen gejagt werden und um ihr Leben fürchten müssen, muss der Rechtsstaat mit all seiner Härte Recht und Ordnung wiederherstellen. Es ist auch überhaupt nicht hinnehmbar, dass unsere Polizisten angegriffen und Medienvertreter bedroht und angepöbelt werden.

Gerade wir Deutschen haben in unserer Geschichte die schmerzvolle Erfahrung gemacht, wie rechtsradikale Straftaten und menschenverachtende Propaganda die Macht ergreifen. Es geht darum, den Anfängen zu wehren. Jetzt sind alle Bürger aufgerufen, aufzustehen und sehr deutlich zu machen: Nein - mit uns nicht! Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt, Nazi-Parolen und Hitlergruß haben keinen Platz in unserer Gesellschaft! Als Kirchenmann kann und will ich gerade hier nicht schweigen. Wenn Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder Ihrer Religion angegriffen werden, so ist das nie und nimmer mit dem Evangelium Jesu Christi zu vereinbaren. Christen erkennen im Nächsten immer ihren Bruder oder ihre Schwester. Juden, Muslime, Buddhisten, Agnostiker - alle sind Töchter und Söhne unseres einen Gottes. Ich sage es klar und deutlich: Wer Juden und ihre Synagogen angreift, wer Muslime und ihre Moscheen angreift und bedroht - der verstößt gegen die Menschenrechte - der missachtet die Religionsfreiheit und der kann sich auf gar keinen Fall auf die Botschaft Christi berufen.

Aber auch wer mit solchen rechtsradikalen Horden gemeinsame Sache macht – ja, wer durch menschenverachtende Propaganda und rechtslastige Sprüche hier Stimmung macht - der ist Mittäter und auf gar keinen Fall eine Alternative für Deutschland.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln