Wort des Bischofs

Gute Gastgeber gesucht

Vier Tage lang war Kardinal Woelki Gastgeber der Bischöfe, die sich zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Bergisch Gladbach getroffen haben. Der Erzbischof meint: Vielleicht nutzen wir gemeinsam die Fastenzeit und laden auch mal jemanden ein.

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Ein guter Gastgeber für  65 Bischöfe aus ganz Deutschland zu sein ist einfach, wenn man viele fleißige und engagierte Helfer zur Seite hat, wie ich hier im Kardinal-Schulte Haus in Bensberg, wo ich in dieser Woche die Katholische Bischofskonferenz begrüßen durfte. Sie kennen das bestimmt, wenn Sie bei sich daheim Gäste empfangen. Man möchte, dass sich die Besucher richtig wohl und wie zuhause fühlen. Als Christen sind wir aufgerufen, immer gute Gastgeber zu sein. Pfarrhäuser oder Klostertüren, die für alle offen stehen, erinnern uns daran. Denn als Christen sollen wir nicht nur die einladen, die auch uns einladen. Im Gegenteil! Es gilt auch hier das Wort Jesu: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, dass habt ihr mir getan!“ Ich gebe gerne zu, dass auch mir das bisweilen richtig schwer fällt. Aber nur zu denen nett und freundlich zu sein, die auch zu mir nett und freundlich sind, das ist einfach zu wenig. 

Vielleicht nutzen wir gemeinsam die Fastenzeit und laden einfach mal jemanden ein, der das nicht von uns erwartet? Den etwas komisch-kautzigen Nachbarn, dem wir sonst lieber aus dem Weg gehen – oder den vereinsamten Freund, der zwar anstrengend ist, aber der dringend jemanden braucht, der ihm mal zuhört? Oder einen Verwandten, mit dem wir eigentlich gar nichts mehr zu tun haben wollen? Nächstenliebe ist weiß Gott nicht immer einfach – aber gerade in diesen Wochen vor Ostern könnten wir es doch alle noch einmal versuchen…

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln