Wort des Bischofs

Es gibt keine Maikäfer mehr…

Wo sind all die Bienen und Käfer hin? Kardinal Woelki appelliert im Monat Mai an alle, die Bewahrung der Schöpfung Ernst zu nehmen.

 (DR)

Vor meinem erleuchteten Fenster habe neulich abends einen Maikäfer entdeckt und musste sofort an das Lied „Es gibt keine Maikäfer mehr“ von Reinhard Mey denken. Gott sei Dank – es gibt sie noch! Wenn auch weniger als in meiner Jugend. Auch Insekten gibt es heute viel weniger. Wissenschaftler sprechen gar von Insektensterben! Sie haben festgestellt: In einigen Regionen gibt es einen Rückgang bis zu 80 Prozent. Ebenso sinkt die Artenvielfalt der Insekten dramatisch. Das ist ein Alarmsignal, denn Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Nahrungskette und für viele Pflanzen bei der Bestäubung unverzichtbar. Hellhörig sind viele von uns geworden, als sie vom Sterben der Bienen hörten. Die Ursachen für Bienen- und Insektensterben, die sind vielfältig: Die Intensivierung unserer Landwirtschaft, eine immer frühere Aussaat, immer weniger Platz für Wildkräuter. Hinzu kommen der starke Einsatz von Pestiziden und unsere Lichtverschmutzung. Ich bin da kein Fachmann. Aber ich bin sehr dankbar, dass unsere Umweltministerin und unsere Landwirtschaftsministerin hier endlich handeln wollen und gemeinsam an einem Aktionsplan arbeiten.

Für uns Christen ist die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiger Auftrag Gottes. Jeder ist hier aufgefordert, hier seinen Beitrag zu leisten. Warum nicht mal das Fahrrad nehmen? Warum nicht mal weniger versiegelte Steingärten oder auf die Giftspritze im eigenen Garten verzichten? Die Fläche der privaten Gärten, die ist bei uns in Deutschland um ein Vielfaches höher als die Fläche der Naturschutzgebiete. Naturschutz kann also bei uns im eigenen Garten anfangen! Auch in unseren eigenen Gärten kann so Gottes Schöpfung wieder lebendig werden.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln