Wort des Bischofs

Ein Knoten am Tag

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki spricht in seinem Wort des Bischofs über alte und neue Erinnerungsmethoden.

 (DR)

Haben Sie sich eigentlich schon mal einen Knoten in Ihr Taschentuch gemacht? Ich vermute, dass diese Erinnerungsmethode ein wenig aus der Mode gekommen ist. Im Zeitalter von Papiertaschentüchern funktioniert das mit dem Knoten auch gar nicht mehr, und längst haben Erinnerungsfunktionen unseres Smartphones den Knoten ersetzt.

Für uns vergessliche Menschen ist es sehr hilfreich, wenn wir uns wichtige Dinge in Erinnerung rufen. Gut ist es zum Beispiel, dass wir an den Termin für die Abgabe unserer Steuererklärung erinnert werden. Oder die App uns freundlich darauf aufmerksam macht, dass wir uns heute noch nicht genügend bewegt haben. Aber viel wichtiger wäre doch eine Erinnerungsfunktion, die uns an ein richtig gelingendes und glückliches Leben erinnert. Wie wäre es, wenn wir zum Beispiel die alte Pfadfinderweisheit beherzigen und jeden Tag wenigstens eine gute Tat tun? Einfach mal aus den Abläufen unseres Alltages ausbrechen und einen Menschen beglücken, der nicht damit rechnet. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Gutes zu tun. Wenn Sie das regelmäßig in Ihrem Alltag einbauen, werden Sie schnell merken, dass diese gute Tat auch Ihrem Leben gut tut. Testen Sie es doch einfach mal aus! Liebe und Freude lässt sich nicht nur am Valentinstag verschenken! Wenn Sie dieses Geschenk zukünftig jeden Tag in ihren Alltag einbauen, wird auch im Himmel die Freude darüber groß sein – garantiert! Ich schlage vor, Sie lassen sich am besten täglich an diese gute Tat erinnern – es muss ja nicht mit einem Knoten im Taschentuch sein…

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln