Wort des Bischofs

Die Unwissenden belehren

Jeder kennt und fürchtet sie: Klugscheißer, Besserwisser, Neunmalkluge. Dabei ist es eigentlich eine sehr gute Sache und absolut notwendig, Unwissende zu belehren, meint Kardinal Woelki. Aber: Der Ton macht die Musik.

 (DR)

Klugscheißer mag ich besonders gerne. Ich vermute mal,  das geht Ihnen nicht viel anders. Besserwisser, die  neunmalklug daherreden, obwohl sie eigentlich gar keine Ahnung von den Dingen haben, können einen richtig schön nerven.  Einbildung ist ohne Frage auch eine Bildung - leider.

Unwissende zu belehren ist aber eigentlich eine sehr gute Sache und absolut  notwendig. Ja, es gehört sogar zu den sieben geistlichen Werken der Barmherzigkeit. Nur Klugscheißen und eingebildet als Besserwisser daherreden, das ist damit natürlich nicht gemeint. Der Ton macht die Musik. Und neben dem richtigen Ton muss das Lehren eines Unwissenden auch immer eine Herzenssache sein. Der, der Rat gibt, muss dabei dem Unwissenden auf Augenhöhe begegnen. Auf keinen Fall darf der Ratgeber also arrogant und überheblich von oben herab reden. Ich gebe gerne zu, das auch wir Geistlichen hin und wieder dazu neigen, von oben herab zu predigen. Gerade wir Theologen glauben ja bisweilen, dass wir die Weisheit ganz alleine für uns gepachtet haben.

Der wahrhaft Weise prahlt nicht selbstverliebt, sondern teilt sein Wissen gerne mit denen, die unwissend sind. Es ist ihm ein Herzensanliegen, andere ein wenig schlauer zu machen. Und Wissenstransfer ist überall und immer eine gute und notwendige Sache.  Wer Unwissende auf dieser Welt auch nur ein klein wenig schlauer macht, der sorgt dafür, dass der Himmel schon hier auf Erden viel heller aufleuchtet.

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln