Seit einem halben Jahr ist Kurt Kardinal Koch Ökumene-Minister des Papstes - Zu Gast bei domradio.de

Ein Zeichen gesetzt für die Ökumene

Es war ein halbes Jahr voller Veränderungen für Kurt Kardinal Koch. Am 1. Juli ernannte ihn Benedikt XVI. zum Nachfolger von Walter Kasper als neuen Präsidenten des päpstlichen Ökumene-Rates. Im November verlieh ihm der Papst außerdem die Kardinalswürde. Gegenüber dem domradio gab der 60-jährige Schweizer in einem ausführlichen Interview Auskunft über die Beziehungen der katholischen Kirche zu den anderen christlichen Konfessionen und warum der Papst gerade ihn als Ökumene-Minister haben wollte.

Bischof Kurt Kardinal Koch: Präsident des Päpstlichen Einheitsrates (KNA)
Bischof Kurt Kardinal Koch: Präsident des Päpstlichen Einheitsrates / ( KNA )

Ein Zeichen für die Bedeutung der Ökumene wollte der Papst setzen, als er den früheren Baseler Bischof Kurt Koch zum Nachfolger von Kardinal Kasper machte. Den Posten des Ökumene-Ministers im Vatikan sollte jemand übernehmen, der - wie Kasper - die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen nicht nur aus den Büchern sondern aus der eigenen Erfahrung kennt. In dem Reformationsland Schweiz hatte sich Koch als Ökumene-Experte bereits einen Namen gemacht. Als Präsident des päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen will er nun vor allem Bedingungen schaffen für die Möglichkeit, dass Gottes Geist in der Ökumene wirken kann. Denn die wirkliche Einheit der Christen, so Kardinal Koch im domradio, könne nur Gott selbst bewirken.

In diesem Zusammenhang sprach Koch auch die Beziehungen der katholischen Kirchen zu den evangelischen und reformatorischen Kirchen an. Hier müsse vor allem das unterschiedliche Verständnis von dem, was Kirche sei, angesprochen werden. Andernfalls rede man "aneinander vorbei". Auch im Dialog mit der anglikanischen Kirche von England, müsse es darum gehen, die jeweiligen Identitäten zu schärfen, denn Ökumene sei nur möglich "im Dialog zwischen Überzeugungen", so Kardinal Koch.

Klare Worte fand der Kardinal im domradio für das Attentat islamistischer Fundamentalisten auf christliche Kopten in Alexandria in der Silvesternacht. Es sei "ein abgrundtiefes Verbrechen an Menschen, wenn man im Namen der Religion mit menschlichem Leben" spiele, so Koch. In Europa müsse nun endlich auch die wachsende Christenverfolgung weltweit zur Kenntnis genommen werden. Aller Einsatz für den Islam hierzulande sei richtig, aber nicht glaubwürdig, "wenn wir nicht zugleich ein klares Wort gegen die Christianophobie in unserer heutigen Welt sagen."  In diesem Zusammenhang kritisierte Koch, dass im deutschsprachigen Raum mittlerweile eine grenzenlose "Verballhornung" des Christentums möglich sei, während man Islam und Judentum davor schütze. Dies sei "latent kein Beitrag zum Schutz der Christen", die in der Welt verfolgt würden.