Jauchzt alle Lande, Gott zu Ehren

Bach Chor Siegen

Im Jahr 2009 ist es völlig selbstverständlich, dass man im Sonntagsgottesdienst singt. Zu jedem Liturgieteil gibt es passende Lieder, und entweder werden die von der ganzen Gemeinde gesungen, oder der Kirchenchor tritt in Aktion. Ob Choräle, Gospel oder Sacro-Pop, ohne Gesang: Keine Messe. Aber wer weiß, ob es ohne die Reformation überhaupt soweit gekommen wäre. Bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts war es nämlich fast ausschließlich dem Priester vorbehalten, die Stimme zu erheben, von ein paar Frage-Antwort-Gesängen mal abgesehen. Das fand dann aber alles in lateinischer Sprache statt, und man kann sich vorstellen, wie viele Gottesdienstbesucher in den Bänken saßen und sich gefragt haben: "Wovon singt der eigentlich da vorne?".

 (DR)

Mit Martin Luther kam schließlich nicht nur einer, der die Heilige Schrift durch seine Übersetzung allen zugänglich gemacht hat, sondern der auch wollte, dass die Gemeinde endlich mitsingen und vor allem verstehen konnte, was sie da singt. Er schrieb Lieder auf deutsch, mit der Zeit entstanden ganze Liedersammlungen, und daran wirkte auch sein französischer Kollege Johannes bzw. Jean Calvin mit. In Straßburg und Genf setzte er sich an die 150 Psalmen, packte sie alle in gereimte Verse und sorgte dafür, dass sie für den Gottesdienst vertont werden.

Zuerst wurden sie einstimmig gesungen, aber schon bald fingen renommierte Barock-Komponisten an, mehrstimmige Sätze daraus zu bauen. Gerade ist eine CD erschienen, die sich ganz dieser Idee widmet, und damit hören wir nun wohl auch zum ersten Mal klassische Musik in der Sternzeit. Sie kommt vom "Bach Chor Siegen", der schon über 15 CDs eingespielt hat und nun genau 15 Psalmbearbeitungen aus fünf Jahrhunderten präsentiert. "Jauchzt alle Lande" heißt die CD, und daraus hören wir jetzt auch "Jauchzt alle Lande, Gott zur Ehren!", das Lied zum 66sten Psalm. Hier ist der Bachchor Siegen.

Autor: Daniel Hauser