Ich brauche Dich

Xavier Naidoo

Es war Silvester 1992/93. Xavier Naidoo leistete gerade seinen Zivildienst und ging um 22 Uhr mal gerade nach Hause Pausemachen. Auf dem Tisch eine Kerze, im CD-Player Bob Marley, und auf dem Rückweg vom Klo, da soll sie gelegen haben: Die Bibel. Zwar war Xavier in einem katholischen Haushalt aufgewachsen, aber mit der Bibel hatte er laut eigener Auskunft bis zu dem Tag noch kaum Berührungspunkte. Dann nahm er sich die Zeit, las im Petrusbrief und die nächsten drei Jahre lang immer wieder im Neuen Testament. Es folgte die Gründung der Söhne Mannheims, der Start seiner Solo-Karriere und das soziale Engagement in seiner Heimatstadt.

 (DR)

Die Bibel hat sein Leben umgekrempelt und damit etwas bewirkt, wozu die Kirche zuvor nicht in der Lage gewesen schien: Xavier fühlt sich seitdem mit Gott verbunden und macht seine Musik auch und vor allem für ihn. Er tut das nicht wie viele Lobpreismusiker, die Gott namentlich ansprechen, ihn preisen und große Hymnen singen. Xavier schreibt teilweise ganz subtil den Glauben zwischen seine Songzeilen, ohne damit den Hörern die gleichen Glaubensansichten abzuverlangen, er will kein Missionar sein. Das Texteschreiben betrachtet er beinahe als Magie, die im Unterbewusstsein abläuft und auf die er kaum einen Einfluss hat. So entstehen die meisten seiner Texte angeblich innerhalb einer Stunde wie bei einem Freestyler, der alles sofort aufschreibt, ohne noch mal etwas korrigieren oder ausarbeiten zu können.

Das klingt merkwürdig, aber passt andererseits eben auch genau in das Bild von einem Menschen, der insgesamt ein bisschen anders ist als Ottonormalverbraucher. Schlägt man sein aktuelles Dreieralbum auf, fällt einem zuerst ein Herz ins Auge. Es wird gebildet aus dem Satz: "Du hast mir beigebracht, zu lieben und nicht zu hassen. Seit ich Deine Liebe kenn, kann ich mein Herz nicht mehr von ihr lassen." Ihr könnt davon ausgehen, dass dieser Satz nicht einer Frau gewidmet ist, auch wenn man ihn so deuten könnte. "Ich brauche Dich" von Xaviers Dreier-Album "Alles kann besser werden".

Autor: Daniel Hauser