Trinitatis - BWV 194

Bachkantate am 07. Juni

Die Kantate von Johann Sebastian Bach für den heutigen Sonntag Trinitatis war ursprünglich für einen ganz anderen Anlass komponiert worden. Nämlich für eine Orgelweihe im Jahr 1723 in Störmthal bei Leipzig. Der allgemein gehaltene Inhalt des Textes ermöglichte jedoch die spätere Wiederaufführung des Werkes im Rahmen des Kirchenjahres als Trinitatis-Kantate. Dies geschah gleich im folgenden Jahr zum 4. Juni 1724.

 (DR)

In der uns heute erhaltenen Fassung ist der Text mehr auf Kirch- als auf Orgelweihe gerichtet, da mit dem Einbau der Orgel in Störmthal zugleich auch eine Erneuerung des Kircheninnenraumes vorgenommen worden war. So erwähnt der Text die Orgel nirgends ausdrücklich, wohl aber feiert er das "erbaute" Heiligtum, wie es im 1. Satz heißt, der die Form einer Französischen Ouvertüre hat.

Es folgt der Dank an Gott und die Bitte "Lass dir dies Haus gefällig sein". Weiterhin wird verkündet, dass die Wohnung des Höchsten von Glanz erfüllt sei und von keiner Nacht verhüllt werde. Satz 4 warnt vor menschlicher Eitelkeit und bittet, dass Gott hierauf ein Auge werfen soll, damit diese Eitelkeit nicht entstehen kann. Im Satz 5 dann die Bitte an Gott, dass es den Menschen gelinge möge, dem Herren zu lobsingen. Den Abschluss des 1. Teils bilden die Strophen 6 und 7 des Liedes "Treuer Gott, ich muss dir klagen", das Johann Heermann 1630 komponiert hat.

Der zweite Teil der Kantate bringt keine wesentlich neuen Gedanken, sondern lobt die göttliche Dreieinigkeit, deren Gegenwart allein Segen bringe. So heißt es im 10. Satz: "O wie wohl ist uns geschehen, dass sich Gott ein Haus ersehen". Den Abschluss des zweiten Teils bilden die Strophen 9 und 10 des Paul Gerhardt-Liedes "Wach auf, mein Herz, und singe".

Im Blick auf die gesamte Kantate fällt auf, dass die Arien als Tanzsätze gestaltet sind: Satz 3 hat den Charakter einer Pastorale, Satz 5 ist eine Gavotte, Satz 8 eine Gigue und Satz 10 ein Menuett. Grund: Bach greift bei dieser Kantate auf eine weltliche Glückwunschmusik zurück, die er in früheren Jahren geschrieben hat und jetzt entsprechend umarbeitet.

Bei den Rezitativen wissen wir nicht, ob diese neukomponiert oder auch der weltlichen Vorlage entnommen worden sind. Auf jeden Fall werden alle Rezitative nur vom Continuo begleitet und sind musikalisch einfach gestaltet: lediglich das Duettrezitativ, der 9. Satz, klingt arios aus.  

Insgesamt gesehen ist Bachs Kompositionen ziemlich ungewöhnlich, weil er in dieser Kantate sehr konsequent versucht, die Orchestersuite auf die Kantate zu übertragen. Bach selbst scheint diese Form so gut gefallen zu haben, dass er die Kantate noch mindestens zwei weitere Mal im Rahmen eines Gottesdienstes aufgeführt hat.


BWV 194: "Höchsterwünschtes Freudenfest".
Tölzer Knabenchor, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.

Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.