Siebter Sonntag der Osterzeit, BWV 44

Bachkantate am 04.05.2008

"Sie werden euch in den Bann tun": So hat Johann Sebastian Bach seine Kantate für den heutigen Sonntag überschrieben: Den 7. Sonntag der Osterzeit, den Sonntag Exaudi. Die Kantate ist in Bachs erstem Leipziger Amtsjahr zum 21. Mai 1724 entstanden. Der unbekannte Dichter knüpft an den Vers des Johannes-Evangeliums an. Da heißt es im 16. Kapitel: "Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten". Eine Prophezeihung also an die Jünger gerichtet: "Sie werden euch in den Bann tun", wie es im 1. Satz der Kantate heißt.

 (DR)

Bachs Eingangssatz ist von besonderer Schönheit, ein ausdrucksvoller Klagegesang. Durch den Einsatz der Singstimmen weitet sich der Satz zur Fünfstimmigkeit. Ein kurzes instrumentales Nachspiel leitet ohne Unterbrechung über zum Einsatz des Chores mit Taktwechsel und Tempobeschleunigung.

Im folgenden dritten Satz greift der Dichter diesen Gedanken nochmal auf: "Christen müssen auf der Erden Christi wahre Jünger sein. Auf sie warten alle Stunden, bis sie selig überwunden, Marter, Bann und schwere Pein". Mit dem ruhigen Dreiertakt, der wenigen Stimmen und der Besetzung mit der Oboe greift diese Arie wieder die Stimmung des Eingangsduettes auf. Ein besonderer musikalischer Akzent liegt auf dem Mittelteil, in dem von der "Marter, Bann und schwerer Pein" die Rede ist.

Der vierte Satz ist ein Choral, der die Aussage der vorangegangen Alt-Arie noch einmal bestätigt. Bis zur Überwindung dieser Welt muss ein Christ Leiden tragen. Das folgende Rezitativ nennt den Grund: Dem Antichristen ist die Lehre Jesu zuwider, und er glaubt, Gott mit seiner Verfolgung einen Dienst zu erweisen. Aber: Die Gegner Christi sind im Irrtum, so der Dichter: Denn so wie man Palmen mit Gewichten behängt, damit sie noch aufrechter und gerader wachsen, so werden auch Christen unter der Last des Leidens nicht zerbrechen, sondern nur um so sicherer in den Himmel eingehen.

Gott, so sagt der folgende 6. Satz, wacht für seine Kirche und wenn ihr auch Verfolgung und Leiden drohen, so darf die Christenheit doch getrost auf Gottes Hilfe hoffen. Fast tänzerisch - froh und lebhaft kommt diese Sopran-Arie in trostvollem B- Dur daher. Selbst das Sichauftürmen der Wetter, das im Mittelteil anschaulich beschrieben wird, trübt die Stimmung nicht, folgt doch darauf das Lachen der "Freudensonne" mit zahlreichen Verzierungen in der Sopranstimme.

Der  Schlusschoral, der siebte Satz ist die letzte Strophe des Liedes "In allen meinen Taten" von Paul Fleming. Die Melodie ist die Melodie des bekannten Liedes "O Welt, ich muss dich lassen".

BWV 44: "Sie werden euch in den Bann tun".
Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.  

Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995