Carlo Gesualdo zum 450. Geburtstag am 8. März

Der Wahnsinnige?

Mord, Eifersucht, Selbstgeißelung – Carlo Gesualdo gehört zu den mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Viele Legenden ranken sich um ihn, kühn und düster erscheint bis heute seine Musiksprache. In Musica blicken wir in diesen Abgrund.

Kirchenkreuz / © Friso Gentsch (dpa)
Kirchenkreuz / © Friso Gentsch ( dpa )

1566 in Neapel geboren, wurde Don Carlo Gesualdo Fürst von Venosa. Trotz seiner adeligen Herkunft komponierte er Zeit seines Lebens. Gesichert scheint heute, dass er seine untreue Ehefrau samt Liebhaber umbrachte, als er sie inflagranti erwischte. Jahrelang musste er sich verstecken, um nicht Rache-Anschlägen der Familie seiner verstorbenen Ehefrau zum Opfer zu fallen. Die bedrängte Situation hielt ihn allerdings nicht davon ab, geistliche Werke und weltliche Werke zu schreiben.

Viele Legenden haben sich im Laufe der Jahrhunderte um diesen besonderen Komponisten gebildet - etwa die nicht korrekte Anekdote, dass er erst nach dem Mord angefangen habe zu komponieren, um seine Schuldgefühle und gewalttätigen Gedanken zu kanalisieren. Sein unorthodoxer Kompositionsstil bildete sich schon früh heraus, er erlernte ihn wohl am Hof von Ferrara, der damals führend bei moderner Musik war.

Typisch für seinen Stil ist harmonische Kühnheit, mit der er dem Text musikalisch Ausdruck verleiht. Da er als Adeliger nicht auf eine Anstellung als Musiker angewiesen war und eigentlich nur für sich komponierte, erlaubt er sich viele Freiheiten.

Vom Gemüt her eher düster veranlagt, zeigen sich auch seine Werke häufig abgründig. Er ging bis an die Grenzen der damaligen Harmonie, experimentierte viel mit scharfen Dissonanzen und fordert bis heute die Sänger mit zahlreichen nur schwer singbaren Passagen in seinen Werken. Das gilt nicht nur für seine Kirchenmusik, sondern auch für seine weltlichen Gesänge, den Madrigalen.