Morgenimpuls von Schwester Katharina

Beim Pilgern Glaube und Vernunft in Einklang bringen

Beim Pilgern kommen Herz und Hirn zusammen, stellt Schwester Katharina fest. Zudem kann man einiges erleben, wenn die Umstände mitspielen.

Erlebnisse beim Pilgern / © adriaticfoto (shutterstock)
Erlebnisse beim Pilgern / © adriaticfoto ( shutterstock )

Am Wochenende waren drei Studentinnen zu "Kloster auf Zeit" bei uns hier im Konvent. Sie studieren unter anderem Religion auf Lehramt und sind eingeladen, in ihrer Zeit an der Universität einige spirituelle Erfahrungen zu machen - Kloster auf Zeit, stille Tage, Einkehrtage, Wandertage oder so etwas ähnliches. Wir haben dann mit dem Abendlob begonnen und mir ist aufgefallen, dass sie beim Betreten der Kapelle keine Kniebeuge, keine Verneigung gemacht haben.

Am Abend haben wir uns darüber unterhalten und obwohl sie alle drei katholisch waren, ist niemandem aufgefallen, dass der Tabernakel kein Dekoelement und das ewige Licht keine nette Zugabe zum Gesamtbild ist. Wir haben uns unterhalten über die Ehrfurcht vor dem Größeren und der Anbetung als Hingabe, über Psalmen beten als Teilnahme am weltweiten Gebet aller Christen, über Körperhaltungen und Herzenshaltungen. Ich muss gestehen, ein bisschen hatte ich das Gefühl, ich rede Chinesisch. Eine war nämlich gerade mit ihrer Masterarbeit beschäftigt und hat davon erzählt, und eine andere an ihrem Bachelorthema und die Dritte konnte wunderbar über Karl Rahner und verschiedene theologische Thesen referieren.

Herz und Hirn zusammen bekommen, Glaube und Vernunft in einen Einklang bringen, gelingt am besten beim Pilgern. Am nächsten Tag beim Wandern entlang des Sonnengesangsweges war es ein starkes Erleben, Schöpfung mit Natur, mit Haut und Haaren, mit allen Sinnen zu spüren, und mit Franziskus Hilfe darin den Schöpfer zu loben und zu ehren. An einer Station, wo es um den Wind ging, um den Bruder Wind war es dermaßen stürmisch, dass wir gedacht haben: "Das kann doch fast nicht sein - extra für uns." Oder an der Stelle, wo die Sonnenuhr war, riss plötzlich der Himmel auf und wir konnten die genaue Zeit ablesen. Oder bei Schwester Wasser: Es war wunderbar, diesem murmelnden Bach zuzuschauen und dann die Strophe zu singen vom Bruder oder der Schwester Wasser.

Zwei ältere Herren, die mit uns gepilgert waren, sind in ihrem Abschlussstatement total begeistert von diesen jungen Damen, mit denen sie sich unterwegs über Gott und die Welt unterhalten haben und die doch so begeistert vom Glauben und vom Gebet und vom Gespräch im Kloster erzählt haben. Ich habe geschmunzelt und mich gefreut.


Quelle:
DR