Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Rede weniger, höre mehr zu"

Schwester Katharina erzählt gerne: Witziges, Erlebtes, Bedeutsames. Wichtig ist ihr aber auch zuzuhören. Nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst. Deshalb betet sie heute: "Herr, gib uns Mut zum Hören".

Symbolbild Zuhören / © shalaku (shutterstock)

In den sieben Ideen zum Glücklichsein heißt es auch: "Rede weniger, höre mehr zu". Ich gebe gern zu, ich erzähle gern Stories und Geschichten. Ich liebe es, witzige oder für mich bedeutsame Begebenheiten zu erzählen und anderen Anteil zu geben an meinem Spaß an einer Geschichte. Aber wenn ich ehrlich bin, wenn ich nur selber rede, erzähle ich doch immer nur, was ich doch schon weiß – und meine Mitmenschen, die mich schon länger kennen, eben auch.

Aber wenn ich zuhöre, dann lerne ich immer Neues, immer wieder, jeden Tag. Aber da ist ein Zuhören gemeint, das nicht schon im Kopf die Antwort formuliert, nicht schon den Zweifel aufkommen lässt, nicht schon bohrende Fragen sammelt, sondern wirklich hören. Ganz Ohr sein, wie es in einer alten Formulierung so heißt. Ganz Ohr sein, nur hören, mit Leib und Seele – auf das ausgerichtet, was der andere oder die andere mir sagt. Nicht schon urteilen, nicht schon bewerten, nicht schon nach Antworten suchen.

In einem Kirchenlied heißt es: Herr, gib uns Mut zum Hören auf das, was du uns sagst. Manchmal denke ich: Wieso Mut zum Hören? Aber das ist es ja genau. Wenn ich Mut habe, auf meine Mitmenschen oder auf Gott zu hören, meint es auch den Mut, den ich brauche, aus dem Gehörten zu lernen, also Konsequenzen zu ziehen und mein Handeln zu überprüfen.

Und die andere Seite des Hörens ist auch: Höre ich eigentlich auch auf mich selbst, auf mein eigenes Gewissen, auf meine innere Stimme, die oft so leise ist, dass ich sie nicht mitbekomme? Höre ich auf meinen Körper, auf seine Bedürfnisse und Wünsche? Herr, gib uns Mut zum Hören – auf mich selbst, auf meine Mitmenschen und auf dich: ganz Ohr sein.


Quelle:
DR