Morgenimpuls von Schwester Katharina

Die Bedeutung der Taufe und der "Berufung ins geweihte Leben"

Schwester Katharina sieht Parallelen zwischen der Taufe, bei der wir unser Leben Gott weihen, und der "Berufung ins geweihte Leben". Denn jede Berufung erfolgt durch einen Rufenden, der eine Antwort des Gerufenen braucht.

Erwachsenentaufe / © Corinne Simon (KNA)
Erwachsenentaufe / © Corinne Simon ( KNA )

Am Sonntagabend war ich in Bonn bei der dortigen Katholischen Studentengemeinde eingeladen. Ein Gesprächsabend war überschrieben mit: "Berufung ins geweihte Leben".

In der Heiligen Messe vorher hat der Priester in seiner Predigt einen erstaunlichen Satz gesagt: "Durch die Taufe hat uns Gott geweiht zu einem Leben mit ihm und in ihm." Das hat mir sehr gefallen, weil ja jede Berufung durch einen Rufenden erfolgt und eine Antwort des Gerufenen braucht.

Danach hat der Priester erklärt, was das für Menschen in ihren verschiedenen Lebensformen bedeuten kann - für Alleinlebende, Eheleute, Familien, Priester und Ordensleute.

"Ich bin getauft und Gott geweiht"

Im Gotteslob steht unter der Nummer 491 ein Lied, das sehr prägnant diese Lebensform aus der Gnade der Taufe beschreibt und die für alle Getauften gültig ist. Da heißt es: "Ich bin getauft und Gott geweiht durch Christi Kraft und Zeichen, das Siegel der Dreieinigkeit wird niemals von mir weichen. Gott hat mir seinen Geist geschenkt, ich bin in Christus eingesenkt und in sein Reich erhoben, um ewig ihn zu loben."

Bei der anschließenden Befragung der Studierenden mithilfe von grünen "Ja"- und roten "Nein"-Kärtchen kamen erstaunliche Ergebnisse zustande: Zum Beispiel waren mehr als 90 Prozent schon mal in einem Kloster zu Einkehrtagen oder stillen Tagen. Das hatte ich nicht erwartet.

Leben in der Gemeinschaft mit den Gelübden

Für die Studierenden war aber eine andere Kernaussage an dem Abend überraschend: Nicht der Zölibat, über den ja immer debattiert wird, als sei dessen Abschaffung die Lösung aller kirchlichen Probleme, ist das entscheidende Thema im Gott geweihten Leben, sondern die Liebe zu Gott und das Leben in Gemeinschaft mit den Gelübden der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams.

In den danach eingesammelten Fragen kam oft die Frage nach dem Verzicht. Worauf müssen Sie im Moment am meisten verzichten? Ich könnte auf diese Frage keine Antwort geben. Verzichten gehört zum Ordensleben dazu, aber verzichten muss doch jeder Mensch in jeder Lebensform.

"Ich trage seinen Namen; sein bleib ich ewig. Amen."

Die dritte Strophe des vorhin schon mal erwähnten Liedes fasst diese Überlegung nochmal gut zusammen: "Christus der Herr hat mich erwählt, ihm soll ich fortan leben. Ihm will ich dienen in der Welt und Zeugnis für ihn geben. So leb ich nicht mehr mir allein, sein Freund und Jünger darf ich sein. Ich trage seinen Namen; sein bleib ich ewig. Amen." Und das gilt für alle Getauften, nicht nur für mich.


Quelle:
DR