Osterimpuls von Schwester Katharina

"Das Fest der Würde der Menschen"

Viele Menschen fühlen sich als "Müll", als wertlos und wegwerfbar, weil sie nichts mehr leisten können. Das macht Schwester Katharina nachdenklich. Dabei ist Ostern doch auch das Fest der Würde des Menschen.

 (DR)

Vor ein paar Wochen hat mir ein Franziskaner eine sehr berührende Begebenheit erzählt: In einer Großstadt im Nordosten Brasiliens, dem Armenhaus dieses eigentlich sehr reichen Landes, arbeiten brasilianische Franziskaner in einer sehr großen Pfarrei. Viele Menschen leben und arbeiten auf den großen Müllhalden in der Stadt und suchen den ganzen Tag nach Dingen, die noch verwertbar und zu verkaufen sind. Auch Dona Helena arbeitet dort. In ihren verdreckten Lumpen, die sie am Leib hat, kann man sie kaum vom Müll unterscheiden. Aber dann, am Sonntag auf dem Weg zur Kirche, traf er Dona Helena wieder und sie war nicht wiederzuerkennen: Gut gekleidet, schick frisiert und dezent geschminkt eilt sie mit ihren Kindern und stolz mit hoch erhobenen Kopf zur Kirche. Sie strahlt eine wunderbare Würde aus, die man ihr in der Woche auf dem Müll niemals angesehen hätte.

Ostern ist das Fest der Würde des Menschen. Viele Menschen fühlen sich als "Müll", als wertlos und wegwerfbar, weil sie nichts mehr leisten können. Alte, Langzeitarbeitslose, chronisch Kranke, Asylsuchende - aber, dass ist der Trugschluss unserer Leistungsgesellschaft. Daher kommt zum Beispiel diese befremdliche Idee, den Test auf Trisomie in der Schwangerschaft von den Kassen bezahlen zu lassen. Die Würde des Menschen richtet sich aber nicht nach der Leistung. Sie ist ihm von Gott gegeben und er hat diese Würde für immer, was auch geschehen mag: Krankheit, Scheidung, Unfall. Jesus stellt sich am Karfreitag in die Reihe der Entwürdigten, Geschlagenen und Entrechteten. Der Mensch ist vom Auferstandenen zur Würde berufen. Jeder Mensch. Nichts und niemand kann ihm diese Würde rauben. Dona Helena in Brasilien weiß das – und viele Menschen mit ihr auf der ganzen Erde.


Quelle:
DR