Morgenimpuls von Schwester Katharina

Von Gottes langem Atem...

"Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen. Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor. Sie lasse Gerechtigkeit aufsprossen. Ich, der Herr, will es vollbringen." Was will der Prophet Jesaja damit sagen? Schwester Katharina klärt auf.

Regenwolken / © Patpitchaya (shutterstock)

Die Lesung in den heutigen Laudes aus dem Buch Jesaja ist sehr drängend, dringend und dann auch zusagend.

Es heißt da, im 45. Kapitel: "Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen. Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor. Sie lasse Gerechtigkeit aufsprossen. Ich, der Herr, will es vollbringen."

Dieser Vers ist schon 700 Jahre vor Christus geschrieben worden, und der Prophet Jesaja sagt damit den Sieg des Perserkönigs Cyrus über das Reich der Babylonier voraus, das aber immer noch 200 Jahre auf sich warten lassen wird.

Bei diesen Zeitdimensionen wird es uns meistens ziemlich flau. Aber nicht nur dieser ewig lange Atem Gottes lässt uns manchmal schon etwas demotiviert zurück. Auch die andere Aussage dieses kurzen Textes – Gott nimmt den König eines anderen Volkes an der Hand und verspricht ihm, dass er alles für ihn tun wird, damit er dann diesen Sieg erringen kann, für das Volk Israel, das in Gefangenschaft sitzt und selbst nichts machen kann. Das wäre so, als wenn Gott heute einen Despoten heutiger Tage nehmen und die Christenverfolgung weltweit beenden würde. Irgendwie doch nicht auszudenken.

Aber noch ein anderer Hintergrund ist in diesem Vers. Diese Verse der alten Propheten wurden immer schon als Vorahnung und Ankündigung dessen verstanden, wer als Gottessohn Mensch werden wird. Von oben kommend, aus der Erde aufspießen, um uns aus den Nöten unserer Zeit zu retten. Glauben und hoffen wir das eigentlich wirklich?

Die letzten Worte dieses Verses sind zu unseren Zweifeln passend, sind die Lösung, der Knaller, die Zusage schlechthin. Da heißt es ganz lapidar: "Ich, der Herr, will es vollbringen." Der Herr sagt es zu unmissverständlich, ob wir das jetzt glauben oder nicht.


Quelle:
DR