Morgenimpuls von Schwester Katharina

Bescheiden, liebenswürdig, selbstlos

Franz Hitze war Zentrumsabgeordneter und Sozialpolitiker, und starb vor über 100 Jahren. Schwester Katharina ist beeindruckt von seinem Leben und Wirken, besonders davon, wie andere ihn beschrieben.

Franz Hitze / © Privat (KNA)
Franz Hitze / © Privat ( KNA )

Nachruf in der Reichspost vom 21. Juli 1921: Wie aus Münster gemeldet wird, ist der hervorragende Sozialpolitiker Zentrumsabgeordneter Professor Dr. Hitze in Bad Nauheim im 71. Lebensjahr gestorben. Dr. Franz Hitze wurde im Jahr 1851 in Hanemicke bei Olpe in Westfalen als Sohn eines Gutsbesitzers geboren, studierte an der Würzburger Universität Theologie und war dann Kaplan auf dem deutschen Campo Santo in Rom. Er betätigte sich schon damals in hervorragender Weise auf sozialpolitischem Gebiet und wurde im Jahr 1880 Generalsekretär des Verbandes katholischer Arbeitgeber und Arbeiterfreunde, als welcher er die Zeitschrift 'Arbeiterwohl' herausgab.

Seit 1898 war er der allererste Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Universität in Münster und vertrat seit 1882 den Wahlkreis Mönchengladbach im Deutschen Reichstag. Im Reichstag und im Landtag wirkte Dr. Hitze bei den wichtigsten sozialpolitischen Gesetzen in entscheidender Weise mit und war unter anderem Referent für die Gewerbeordnungsnovelle der Arbeiterschutzgesetze von 1891. Der Verstorbene, einer von den Großen des Zentrums, hat durch seine Tätigkeit wesentlich dazu beigetragen, dass das Deutsche Reich in Bezug auf soziale Gesetzgebung in der vordersten Reihe der Staaten steht.

Soweit der Nachruf. Hitze gilt als Vater der katholischen Arbeitervereine und Wegbereiter des Deutschen Caritas Verbandes, an dessen Gründung er 1897 beteiligt war. Der damalige Reichskanzler Josef Wirth schätzte den von ihm so bezeichneten edlen Prälaten unter den Koryphäen der Zentrumspartei als den besten von allen, den bescheidensten, liebenswürdigsten und selbstlosesten Mann. Franz Hitze half mit, die Fundamente des heutigen Sozialversicherungssystem im Bismarck'schen Reich zu legen, im wilhelminischen Deutschland zu verstärken und in der Weimarer Republik weiter auszubauen.

Je mehr ich in diesen Tagen um den 100. Todestag herum über Franz Hitze lese und erfahre, desto mehr beeindruckt mich dieser Priester, der sich sein ganzes Leben lang um die Belange der Arbeiter gekümmert hat und die Lösung der sozialen Frage als einen Kernpunkt katholischen Christseins erkannt hat. Und dieses Wort des Reichskanzlers, er bezeichne ihn als den besten von allen, den bescheidensten, liebenswürdigsten und selbstlosesten Mann, das finde ich einfach wunderbar.


Quelle:
DR