Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gegen die Hetze: Über eure Lippen komme kein böses Wort

Wegen eines Streits um die Maskenpflicht wurde ein junger Mann in Idar-Oberstein erschossen. Die Tat beschäftigt auch Schwester Katharina sehr. Sie appelliert an uns, das eigene Verhalten zu reflektieren und nur gute Worte zu nutzen.

Idar-Oberstein: Blumen, Kerzen und Botschaften an das Opfer liegen am Tatort, einer Tankstelle / © Thomas Frey (dpa)
Idar-Oberstein: Blumen, Kerzen und Botschaften an das Opfer liegen am Tatort, einer Tankstelle / © Thomas Frey ( dpa )

Ich bin erschrocken und entsetzt! Ein Tankstellenmitarbeiter, ein Student, der dort gearbeitet hat, wird erschossen. Nein, nicht weil ein Überfall aus dem Ruder gelaufen wäre oder ein Bandenkrieg Geld für den Nachschub brauchte. Er wurde erschossen, weil er den Kunden auf die Maskenpflicht hingewiesen hat.

Es ist einfach nicht zu glauben! Da tut jemand seine Arbeit und weist auf die Dinge hin, die zu seiner Arbeit gehören und wird dafür getötet. Und das in unserem Land. Wir brauchen nicht wirklich drumherum zu reden. Die respektlosen und diffamierenden Reden der AfD und der sogenannten Corona-Leugner, die Hetze und der Hass der Querdenker, bei denen das Wort Denken garantiert völlig falsch angewendet ist: Das alles trägt immer öfter seine schrecklichen, verdorbenen und tödlichen Früchte.

Wenn über Jahre eine Art zu reden und zu schreiben, eine Art von Worten und Unworten immer mehr Raum gewinnen, auch in den Denkblasen und Algorithmen der Messengerdienste, dann passiert das eben. Und niemand kann sich herausreden, davon nichts gewusst und damit nichts zu tun zu haben.

In der heutigen Lesung aus dem Brief an die Epheser heißt es dagegen: "Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt." Das ist doch wohl deutlich. Und da sowohl die guten Worte und Taten wie auch die Bösen nicht im luftleeren Raum hängen bleiben, sondern unser Umfeld beeinflussen und prägen, tun wir sicher alle gut daran, auch unter dem Eindruck dieses Verbrechens unser eigenes Reden und Tun ziemlich kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Wie schnell urteilen und verurteilen wir Menschen und Situationen, lästern und belächeln wir Andersdenkende und geben das in unserem realen und elektronischen Umfeld kund. Unsere Worte sollen nicht böse, sondern gut sein und denen, der es braucht Stärken und dem, der es hört, Nutzen bringen.

Finden wir uns nicht damit ab, dass in unserem Land wieder Hass und Hetze gegen Andersdenkende, Andersglaubende und Anderslebende salonfähig werden. Und wenn Sie, was ich sehr hoffe, am Sonntag wählen gehen, schauen Sie mehr denn je auf diejenigen, die eben nicht hassen und hetzen, sondern für die Belange der Menschen und der Welt und für die Zukunft der Menschheit eintreten.


Quelle:
DR