Morgenimpuls von Schwester Katharina

Erkennen, was dran ist und dann auch tun

Am 17. September feiert die Kirche die Heilige Hildegard von Bingen. Schwester Katharina bewundert ihren Willen und ihr Durchsetzungsvermögen gegenüber der Kirche. Zugleich feiern die Olper Franziskanerinnen ihre Gründerin, Mutter Maria Theresia Bonzel.

Statue der Hildegard von Bingen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Statue der Hildegard von Bingen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Heute bin ich so ein bisschen hin und hergerissen. Die Kirche verehrt eine große Heilige und wir hier in Olpe verehren heute unsere Gründerin. Die Heilige, die gefeiert wird, ist die Heilige Hildegard von Bingen. Sie ist vor mehr als 900 Jahren als junge Frau ins Kloster eingetreten und hat dort 35 Jahre gelebt. Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. In ihren Werken befasst sie sich mit Religion, mit Medizin, mit Musik und mit Ethik. Sie war Beraterin von vielen Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und öffentliche Predigttätigkeit.

Aber dann, dann hat sie sich getraut. Sie hat sich getraut, mehr auf Gott als auf die Vertreter der Kirche zu hören. In ihren göttlichen Visionen hatte sie erfahren, sich mit ihren Schwestern an den Rhein zu begeben und dort neu zu gründen. Zwei Jahre lang hat sie sich mit den kirchlichen Oberen gestritten und sich dann doch durchgesetzt. Sie wäre nie die große Prophetin und Visionärin geworden, wenn sie sich dem Nein der Kirche gebeugt hätte. Allein darin ist sie schon Vorbild. Dazu stehen, was ich als richtig erkannt habe und dann auch gegen Widerstand durchsetzen.

Und dann ist da heute noch unsere Gründerin zu feiern. Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie ist heute vor 191 Jahren hier in Olpe geboren. Sie hat schon als junges Mädchen gemerkt, dass man etwas gegen die Not der Waisenkinder tun muss. Sie hat mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und sich auch nicht davor gefürchtet, sich mit weltlichen und sogar mit sturen kirchlichen Obrigkeiten herumzuschlagen, wenn es um ihr Werk für die Kinder und gegen die Not von Kranken und Schwachen ging. Man sagt immer so leicht hin, die Frauen seien das schwache Geschlecht. Gerade diese beiden Frauen, die zu so unterschiedlichen Zeiten gewirkt haben, machen schon klar, dass es immer starke Frauen in der Kirche gegeben hat. Erkennen, was dran ist und dann auch tun. Gegen Widerstände und die Angst vor der eigenen Courage. Das ist schon stark.


Quelle:
DR