Morgenimpuls von Schwester Katharina

Vieles nicht für möglich gehalten

An diesem Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Ein Grund für die fußballbegeisterte Schwester Katharina sich zu freuen. Aber was hat der Synodale Weg mit der EM zu tun? Schwester Katharina verrät es.

Deutsche Fans singen die Nationalhymne (Archiv) / © Rene Tillmann (dpa)
Deutsche Fans singen die Nationalhymne (Archiv) / © Rene Tillmann ( dpa )

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich Geisterspiele in der Bundesliga ohne Zuschauer eine ganze Saison lang im Radio verfolgen würde, dass der uralt Torschützenkönig-Rekord von Gerd Müller jemals geknackt würde. Oder dass ein junger Dortmunder Stürmer mit brachialer Urgewalt und kindlicher Freude seine Tore zaubern würde. Und ich hätte nie für möglich gehalten, dass Bremen jemals wieder absteigen würde. Und dass mein Bruder als Werder-Fan mir als FC-Fan am entscheidenden letzten Spieltag fast die Freundschaft gekündigt hätte. Dass sich trotz aller Querelen im DFB weiterhin Fußball lieben werde und dass Jogi Löw tatsächlich die besten Spieler mitnimmt zur Europameisterschaft.

Und genauso hätte ich nie für möglich gehalten, dass der schon totgesagte Synodale Weg der Kirche in Deutschland plötzlich Rückenwind aus Rom bekommt. Und kurz vor Pfingsten Papst Franziskus als Vorbereitung auf die Weltbischofssynode ein Jahr Synodalen Weg davor schalten und ausrufen würde. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass trotz aller fundamentalen Probleme unserer Kirche so viele Glaubende trotzdem in der Kirche bleiben würden.

Warum halte ich eigentlich vieles für nicht möglich? Hab ich so wenig Vertrauen in das, was man in der Kirche und auch im Fußball so oft ein Wunder nennt? Fußball ist so populär, weil er trotz allen Geldes, aller Wissenschaft und aller klugen Vorbereitung trotzdem ja unberechenbar bleibt. Und genauso ist es doch auch mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Die, die glauben, sie allein haben das Vorrecht, das Wirken des Geistes deuten zu können und Macht über sein Wirken zu haben, werden plötzlich von ziemlich munteren jungen Frauen in die Schranken gewiesen. Die, die die Ökumene sterben sahen, haben plötzlich gemerkt, dass auch mit Live-Streams beim Ökumenischen Kirchentag Wirbel gemacht werden kann. Und dass der Geist Gottes auch von Abstandsgeboten und Hygieneregeln nicht zu bremsen ist.

Ich hätte vieles nicht für möglich gehalten. Umso mehr hoffe ich weiterhin auf viele Wunder in unserer Kirche und für unsere Jungs bei der Fußball-Europameisterschaft, die morgen beginnt. Und Sie merken, ich freue mich auf beides.


Quelle:
DR