Morgenimpuls von Schwester Katharina

Was im Leben wirklich zählt

Der Neffe von Schwester Katharina war in Japan und ist per Couchsurfing durch das Land gereist und viele Menschen kennengelernt. Seine Gastgeber hatten alles, was man sich wünschen kann – aber eins hat gefehlt. 

CouchSurfing (dpa)
CouchSurfing / ( dpa )

Bei meinem Sommerurlaub zu Hause in Thüringen habe ich meinen Neffen mal wieder getroffen. Er hatte nach seinem Masterabschluss an der Uni noch viel Zeit bis zum Beginn bei seinem neuen Unternehmen. Und so ist er mit seiner Freundin, die aus Tokio stammt, nach Japan gereist. In Japan selbst ist er dann per Couchsurfing durchs Land gereist.

Beim Couchsurfing schaut man in einer entsprechenden Community nach, in welche Stadt man reisen will und ob da jemand anbietet, seine Couch im Wohnzimmer für eine Übernachtung zur Verfügung zu stellen. Das Ganze muss sehr gut funktioniert haben, und er ist weit herumgekommen. Er hat mir erzählt, dass die meisten Gastgeber Menschen waren, die sehr viel und sehr lange arbeiten und deren Gäste oft die einzigen Kontaktmöglichkeiten zur Welt da draußen bieten, von Gesprächen bis in die Nacht hat er erzählt, von der Einsamkeit vieler Menschen in diesem dichtbesiedelten Land und davon, dass die Leute viel Geld verdienen, materiell alles haben, aber keine Zeit für das, was noch seines Erachtens nach noch zum normalen Alltag gehört, Zeit für Kunst, Kultur, Konzerte, Museen, Kino, Sport, Muße, Hobbys.

"Weißt du", hat er mir dann gesagt, "Die meisten Leute dort, bei denen ich war, haben alles, was man sich vorstellen kann. Aber Sie haben doch kein Leben." Diese Erkenntnis aus dem Mund eines noch sehr jungen Mannes hat mich schon beeindruckt. Ich denke, ihm und seiner Freundin wird das wohl auf Zukunft nicht passieren. Die beiden werden schon schauen, dass sie außer einer guten Arbeit und gutem Verdienst auch Leben im Leben haben werden.


Quelle:
DR