"Joseph und seine Brüder" im Rheinischen Landestheater Neuss

Der Preis der Macht

Die alttestamentarische Geschichte des Joseph, den seine neidischen Brüder als Sklaven verkaufen, wurde im RLT als die Geschichte eines begabten wie selbstgefälligen Siegertyps zeitlos auf die Bühne gebracht.

Joseph und seine Brüder / © Björn Hickmann
Joseph und seine Brüder / © Björn Hickmann

Joseph ist der auserkorene Liebling seines Vaters Jaakob. Schön, aber eitel – klug, aber selbstgefällig. Da er sich des Segens seines Vaters sicher ist, verhält er sich auch dementsprechend, sehr zum Ärger seiner Brüder. Um seinen Hochmut zu bestrafen, werfen sie ihn erst in einen Brunnen und verkaufen ihn dann an Händler, die ihn nach Ägypten verschleppen.

So beginnt sein zweites Leben als Sklave im Hause Potiphars, dem Eunuchen-Günstling des Pharaos. Dort macht sich Joseph unentbehrlich und steigt schnell auf, weckt dadurch aber auch die Aufmerksamkeit und die Leidenschaft von Potiphars Ehefrau Mut. Als er sich ihr im letzten Moment verweigert, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Joseph wird in Ketten gelegt.

Seine Fähigkeit der Traumdeutung verhilft ihm, dem Gefängnis zu entfliehen. Josephs drittes Leben beginnt. Er deutet die Träume Pharaos, erlangt dessen Vertrauen und wird schließlich zum Ernährer und zweitmächtigsten Mann von Ägypten. In dieser Funktion trifft er auf seine Brüder, denen er sich letztendlich zu erkennen gibt. Joseph hat ihnen zwar verziehen, aber er ist ein Anderer geworden.

Thomas Mann arbeitete über 15 Jahre an seiner Version des großen biblischen Stoffes und verfasste einen vierbändigen Roman, den der renommierte Dramatiker John von Düffel für die Bühne verdichtet hat. Die Inszenierung wird live durch den Musiker Henning Brand begleitet.