Wer sich in Social Media aufhält, erlebt es immer wieder. Menschen murren gerne. In seiner Predigt erklärt Domkapitular Thomas Weitz das Verhalten damit, dass dort Menschen unzufrieden sind, Mauern hochziehen und Stacheln ausfahren. "Murren drückt sich durch eine starke Ablehnung, einen Widerwillen, eine Haltung gegen etwas aus", so Weitz am Sonntag während seiner Predigt im Kölner Dom.
Das ist heute so, aber war auch damals so. Im Evangelium nach Johannes (Joh 6,41-51) murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: "Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist." Kurz zuvor erst hatte Jesus das Brot vermehrt. "Das war eine großartige Sache", so Weitz. Das ließen sie sich gerne gefallen. Aber diese Aussage irritierte sie. "Vom begeisterten hinterherlaufen, hin zum Murren, braucht es nicht viel des Weges", erklärt das der Domkapitular.
Murren in biblischen Erzählungen
In den biblischen Erzählungen murrten die Menschen häufiger, weil sie nicht abwarten oder glauben konnten. Das müsse nicht verwundern. Schließlich seien die Worte; ob von Moses oder Jesu selbst scharf, provozierend und einschlagend gewesen. Meist sollten sie aus der Deckung führen.
Zwar fänden wir bei Gott Sicherheit, aber er wolle auch, dass wir unsere selbst geschaffenen Sicherheiten anfragten – in modernen Sprache würde das heute wohl so viel heißen, wie aus der eigenen Komfortzone heraus zu kommen. "Mein Leben ist nicht das A und O für alles und für jeden. Das fällt keinem leicht."
Auch damals nicht. Jesus antwortete damals: "Murrt nicht." Er zieht sich nicht zurück. Im Gegenteil: Er öffnete ein Portal. Er zeigte sich als wahres Brot vom Himmel. Es ging um den Glauben daran und es sich von Gott schenken zu lassen."Wer lebt und hofft und glaubt, der baut keine inneren Mauern in sich hoch, wird auch nicht Mauern draußen neu errichten. Wer liebt und glaubt und hofft, in dem ist sein Leben angekommen", sagt Weitz.
DOMRADIO.DE hat am neunzehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Thomas Weitz übertragen. Es haben die Herren des Kölner Domchores unter der Leitung von Michael Mies und Benedict Nagel gesungen. An der Orgel: Martin Meyer